Heiß, dieser Abend: Im ausverkauften Thalia-Theater bringt die kubanische Tanz-Truppe Ballet Revolución den Saal gehörig zum Brodeln.

Hamburg. Sie hechten und rollen über den Boden, sie springen und schlagen Salti, sie lassen ihre Hüften kreisen und drehen wie wild Pirouetten auf einem Bein. Das großartige Tänzer-Ensemble von "Ballet Revolución" fixt bei der Hamburg-Premiere im Thalia-Theater gleich zu Beginn mit dem Latino-Klassiker "El Cumbanchero" das Publikum so an, dass es fast nach jeder weiteren Nummer klatscht und jubelt. Zum Finale reißen die 18 Tänzerinnen und Tänzer mit Ricky Martins "She Bangs" die Zuschauer aus den Sitzen, demonstrieren in einer Battle nochmals ihre Kunststücke, applaudieren dann dem stürmisch klatschenden Auditorium und werfen ihm ihre Rosen zu.

Die international tourende Tanz-revue erweist sich visuell wie musikalisch im wahren Sinn des Wortes als Knaller. Sie bietet genau das, was das Publikum erwartet und sehen will: viel Erotik, schöne Körper, Jorge Gonzalez' aufreizende Kostüme und tolle Popmusik von Beyoncé, Shakira oder Prince. Die Szenen drehen sich um Liebe und (Tanz-)Lust auf dem Dancefloor. Zu Ushers "DJ Got Us Fallin' In Love Again" bricht ein wahrer Klub-Hexenkessel los, der jedem Pop-Videoclip zum Ruhm gereichte. Es gibt aber auch gefühlvollere, ruhigere Nummern, etwa die zu Stings "Roxanne" oder eine sinnlich aufgeladene Ménage-à-trois.

Sogar Anflüge von Selbstironie sind bei den ausgespielten Klischees weibchenhafter Verführung oder potenzprotzerischen Männer-Gebalzes zu sehen. Oder auch mal ein kurzes spöttisches Zitat aus Tschaikowskys "Vier Kleinen Schwänen" mit Battements und Entrechats.

Sozusagen programmatisch für die Show sind die Duos zum arrangierten Concierto de Aranjuez: Jenny Sosa Martinez - sie macht als einzige Tänzerin auf Spitzenschuhen gute Figur - und Moisés León Noriega tanzen das ideale Liebesglück im klassischen Bewegungsvokabular, während Jesús Elías Almenare und Odeymis Torres Pérez ein gebrochenes, zeitgenössisches dagegensetzen. Um das Ende einer Beziehung zu illustrieren und gleichzeitig die verschiedenen Stile zu demonstrieren, die Aaron Cash und Roclan Gonzalez Chavez in ihren Choreografien durcheinander wirbeln und mit Breakdance, Mambo und Tango aufmischen.

Inhaltlich hat ihre Show mit Kuba und Revolution eigentlich nichts zu tun, ausgenommen, dass die Tänzer und Musiker von der Karibikinsel kommen. Sie sind perfekt trainiert, sehen fabelhaft aus und sind mit der Livemusik und farbigen Light-Show blendend in Szene gesetzt. Die choreografischen Muster, das Gegeneinander von Gruppen im Licht, die Abfolge von Soli oder Duos wiederholen sich zwar, werden jedoch von sich steigernden Beats oder aufwallender Lautstärke immer wieder vorwärtsgetrieben.

Denn die Liveband, zuweilen sichtbar hinter dem Gaze-Vorhang, und die britischen Sänger Kristin Hossein und Weston Foster haben großen Anteil am Erfolg des Abends. Sie interpretieren bekannte Megahits in Osmar Salazar Hernandez' rhythmisch betonten Arrangements oder bieten virtuose Soloeinlagen, wie Luis Palacios Galvez an den Congas.

Zu den Prince-Hits übernehmen abschließend die charismatischen Kerle wieder die Bühne, und Moisés León Noriega brilliert im "Purple Rain"-Solo. Macho-Tanz ist eben Trumpf. Die Zuschauer toben. Sie wie auch die Tänzer kommen voll auf ihre Kosten.

"Ballet Revolución" bis 5.8., Thalia-Theater, alle Vorstellungen sind ausverkauft. Es gibt jedoch Karten für das Gastspiel im Musical-Theater Bremen (6. bis 11.11.) unter der Ticket-Hotline: T. 01805-20 01

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