Was “Bavaria“ alles zu bieten hat, zeigt der Dokumentarfilm von Regisseur Joseph Vilsmaier, selbst ein überzeugter Bayer

Bayern zwischen Klischee und Wirklichkeit: Die einen lieben den Freistaat für die Idylle aus Alpen und Brauchtum, andere schätzen ihn als Industriestandort. Und für manche ist er ein Hort des Konservativen, Selbstzufriedenen, der Schickimickis, vor allem im Vergleich mit Berlin, das als arm, aber sexy gilt. Alle haben irgendwo recht. Doch beschweren soll sich keiner, der hier lebt, sagt der Münchner Regisseur Joseph Vilsmaier. "Jammern auf höchstem Niveau finde ich nicht gut." Und so ist sein Kinofilm "Bavaria - Traumreise durch Bayern" eine Liebeserklärung - aus der Vogelperspektive. Ein Werk mit beeindruckenden Aufnahmen aus dem Hubschrauber.

Der 73-jährige Vilsmaier hat sich mit dem Dreh einen Herzenswunsch erfüllt. "Das war die schönste Nebensache der Welt", schwärmt er. 50 Stunden hat er mit dem Piloten Hans Ostler in der Luft verbracht. Die Bilder der Kamera am Bug des Helikopters kommentiert Vilsmaier ("Comedian Harmonists", "Die Geschichte vom Brandner Kaspar") mit seinem unverkennbaren Dialekt nach den Texten des Journalisten Hannes Burger, während der Komponist Hans-Jürgen Buchner von der bayerischen Kultband Haindling die Musik beisteuert.

Zwischen den Luftaufnahmen Bilder von Dorffesten und Wiesnwirten

Ein Flug über ein sattgelbes Rapsfeld oder einen bunt leuchtenden Herbstwald. Ein schwarz-silbrig glitzernder See. Ein orange-goldener Sonnenaufgang über München. Und mächtige Alpenzacken, vor strahlendem Sommerhimmel oder tief verschneit. Städte und Dörfer mit prächtigen Barockkirchen, Schlössern und mittelalterlichen Marktplätzen. Zwischen den Luftaufnahmen Bilder von unten: Glühende Funken im Stahlwerk, prunkvolle Deckengemälde im Kloster, Dorffeste mit Fingerhakeln und Blaskapelle. Und ganz wichtig: der Einzug der Wiesnwirte beim Münchner Oktoberfest. Ein Film, mit dem die Staatsregierung gut Investoren anlocken könnte.

Eine überwältigende Fülle hat das Team um Vilsmaier gesammelt. Vom Pfingstritt in Kötzting im Bayerischen Wald entlang der Donau über Passau und Regensburg weiter nach Franken. Vorbei an Nürnberg und Aschaffenburg nach Augsburg, München, Allgäu und Berchtesgaden. Am liebsten hätte er einen "Zehn-Stunden-Ganztagsfilm mit Essensausgabe im Kino" gedreht, gibt der Regisseur zu. Doch er musste eine Auswahl treffen, die ihm offensichtlich schwergefallen ist. Denn trotz der wunderschönen Bilder wurde fast zu viel in diese 90 Minuten gepackt. Gleichzeitig zeigen sie manches nur sekundenschnell. Man wünschte dem Film(emacher) vor allem mehr Ruhe und Gelassenheit, die bayerische Art eben.

"Bavaria" ist ein glühendes Plädoyer für Bayern, das macht Vilsmaier im Film in Anlehnung an den Bayernkönig Ludwig I. deutlich: "Keiner soll sagen können, er habe Deutschland gesehen, wenn er Bayern nicht gesehen hat." Wozu in die Ferne reisen? Negatives habe er bei der Recherche nicht gefunden, bis auf ein paar Ausnahmen wie die Obdachlosen, die in seinem Werk auch vorkommen. "Ich wollte Bayern positiv darstellen, so wie ich es erlebe." Doch das sei seine Sicht der Dinge - eines "Bayern mit Leib und Seele". Da versteht er sich gut mit Buchner, für den mehr noch der Dialekt zählt. "Für mich ist Heimat eigentlich mehr Sprache und ein Gefühl", erklärt der Musiker. "Die Heimat ist eigentlich alles das, wo noch Bayerisch gesprochen wird."

Vilsmaier liebt an seiner Heimat vor allem eines: die viel zitierte "liberalitas bavariae", die bayerische Gelassenheit. "Jeder macht das so, wie es für ihn gut ist. Leben und leben lassen." In einem herrscht stets Einigkeit, wie es schon Haindling in einem Lied singt: "Bayern, des samma mia!" (dpa)

Bewertung: annehmbar

"Bavaria - Traumreise durch Bayern" D 2012, 92 Min., o. A., Regie: Joseph Vilsmaier, Sprecher: Joseph Vilsmaier, täglich im UCI Othmarschen-Park; www.bavaria-derfilm.de