In der Independentkomödie “Klappe Cowboy!“ von Timo Jacobs und Ulf Behrens gewinnt Bauch vor Kopf: Es ist ein Film übers (Durch-)Drehen.

"Das Besser ist dem Guten sein Feind" steht da - frei nach Voltaire - vor Beginn des Films "Klappe Cowboy!". Bei Regisseuren wie Klaus Lemke, Henna Peschel und nun auch Timo Jacobs und Ulf Behrens müsste es wohl eher heißen: Das Besser ist dem Trash sein Feind. Was wiederum nicht heißt, dass der Trash nicht auch gut sein kann. In jedem Fall verweigern sich diese Filmemacher den konventionellen, kommerziellen, auch perfektionistischen Mitteln des Genres. Oder müssen sich mangels Liquidität verweigern. "Zero Budget Produktionen" hat der Hamburger Peschel das einmal genannt. Und seine Kollegen Jacobs und Behrens erzählen nun in "Klappe Cowboy!" genau von so einem Typen. Einem, der sich durchschlawinert und durchquatscht. Einem, der unbedingt drehen will, der sich mit der Kamera seine eigene Realität erschaffen muss. Koste es nicht, was es wolle.

Es ist ein Film übers (Durch-)Drehen. Über die cineastische Liebe jener, die nicht offiziell (von der Filmförderung) geliebt werden. Jacobs selbst nennt es "eine Independentkomödie".

Praktischerweise spielt er die Hauptrolle direkt selbst. Denn das darstellende Fach ist seine ursprüngliche Berufung. Bekannt ist seine angenehm verschlagene Visage unter anderem aus den Filmen "Gegengerade - Niemand siegt am Millerntor" sowie aus mehreren Werken von Klaus Lemke, allen voran "Träum weiter Julia". Während er in dieser St.-Pauli-Studie noch den testosterongesteuerten Kiezrocker gibt, ist er in "Klappe Cowboy!" als mittelloser Regisseur mit zurückgekämmtem Haar, dicker Brille und Sakko zu erleben. In dieser Figur zeigt sich einer der Pluspunkte der Story. Sie ist Persiflage und Hommage auf das Metier zugleich.

Dieser Kerl namens Cowboy will in der Hauptstadt das Werk "Acht Fäuste gegen Berlin" drehen. Doch stattdessen lässt er sich ständig in kleine Auftragsarbeiten verwickeln: Der Knabberfischhändler will ebenso einen PR-Film wie die Transendiva, die texanische Wurstbräterin und vor allem Konzeptkünstlerin Yps (Yps van Tule), in die sich Cowboy Hals über Kopf verknallt.

Ja, dieser Film hat Längen. Streckenweise läuft der Betrachter mit den Protagonisten durch abgeranzte Straßen und Wohnungen und weiß auch nicht so recht, wo das Ganze hinführen soll. Aber: Das Leben ist ja ebenfalls keine geradlinige Aneinanderreihung von Höhepunkten. Und wie ihre Kollegen Peschel und Lemke wissen auch Jacobs und Behrens ein Personal überspannter Charaktere zu versammeln - von Säsch (Adrian Dittus), aalglatter Gründer der Sekte "Hate Art", bis zu Mölle (David Bredin), warmherzig, wuschig und unter freiem Himmel lebend. Hauptfigur bleibt aber das Genre Film selbst.

Vom Dilettantenfilmfestival über Porno-Experimente bis zur Ikonisierung Bernd Eichingers reicht da das Spektrum. Wenn Cowboy mit seinem Allzweckkumpel Kinski (Peter Koskowski) das Schauspieltraining nach Meißner absolviert oder ihn als Kameramann auffordert "Mach mal 'ne Ballhaus", amüsiert das sehr. Zwischendurch wird auch mal kurz erklärt, wie eine DV-Kamera funktioniert oder was ein Jump Cut ist. Dass in "Klappe Cowboy!" mehr der Bauch als der Kopf Regie führt, zeigt eine der Weisheiten des (Anti-)Helden: "Film ist Krieg."

Bewertung: annehmbar

"Klappe Cowboy!" D 2011, 84 Min., o. A., R: Timo Jacobs, Ulf Behrens, D: Timo Jacobs, Yps van Tule, Peter Koskowski, im Metropolis (27.7.: 21.15; 30.7.: 19.00); www.klappecowboy.de