Sebastian Tim vom Hamburger Plattenlabel Tapete Records

Die Platte meines Lebens gibt es so partout nicht. Elvis hat mich musikalisch nicht sozialisiert, Bob Marley mir nicht die Augen geöffnet. Auch dass "Blonde On Blonde" bei meinem Ersten Mal im Hintergrund gelaufen wäre, halte ich für ein Gerücht. Es gab aber durchaus Platten, die mich rückblickend verändert haben. "The Lamb Lies Down On Broadway" ist das letzte Album der ursprünglichen Genesis-Besetzung und ein psychedelischer Motherfucker, wie der Engländer sagen würde. Man mag den Sound ihrer Artrock-Jahre für nervig und alles was danach kam und im Radio dudelte für schier unerträglich halten. Jedoch: Eine Band, die ein Konzept-Album wie "The Lamb" schreibt, ist es wert, dass man sich mit ihr auseinandersetzt. Die Story: Der junge New Yorker Rael gerät in eine Albtraumartige Unterwelt und muss dort seinen Bruder John retten. Dabei begegnen ihm allerlei grotesk anmutende Kreaturen wie der "Supernatural Anaesthetist" oder die "Slippermen". Für mich war das damals, 1999, eine Art "Alice im Drogen-Wunderland" - also genau das, worauf ich als 17-Jähriger scharf war. Meinen musikalischen Horizont hat dieses Album definitiv erweitert. Übrigens ist das gruselige "Cockoo Cocoon" m.E. ein veritabler Sommerhit!

Genesis: "The Lamb Lies Down On Broadway"