Hamburg. China Time in Hamburg? Hamburg Time in China - zumindest in Form einer kleinen Jazzmusikerdelegation. Gestern Nachmittag flogen die fünf Musiker Mischa Schumann, Heinz Lichius, Jonas Schoen, Sven Kerschek und Ken Norris nach Tianjin, die große Hafenstadt südöstlich von Beijing, um dort auf einem Jazzfestival aufzutreten. Ihr Konzert am 31. Juli im Qing Wang Fu Garden Courtyard soll das erste von dreien sein, außerdem ist ein halbstündiger Auftritt bei einem offiziellen Anlass geplant.

Über exakte Termine und Orte wusste bis zum Abflug keiner der fünf Jazzer etwas Genaues. Aber sie sehen das entspannt und vertrauen darauf, dass sich alles fügen wird. Schließlich war Heinz Lichius, der Schlagzeuger der Band, schon im vergangenen Jahr in Tianjin, um dort als einziger Europäer neben Lehrkräften aus Kanada und den USA in einer großen Trommelschule einen Workshop zu geben.

Schumannize nennt sich das Quintett, das nun die große Abenteuerreise in die chinesische Millionenstadt am Meer angetreten hat. Die Musik stammt vom Pianisten Mischa Schumann, der mit seinem hochgelobten Trio, bei dem Lichius ebenfalls mitspielt, auf allen wichtigen Bühnen in Hamburg aufgetreten ist. "Wir haben schon vor 15 Jahren unter dem Namen O.T.C. Works an diesem Material gearbeitet", erzählt Lichius. "Unfassbar gute Musik, irgendwas zwischen Weather Report und dem Trio. Jetzt nehmen wir die Musik endlich richtig auf, mit noch mehr Bläsern und Banjo. Tolles Zeug! Trotzdem wird wahrscheinlich keine Plattenfirma, die wirtschaftlich klar denken kann, das Material rausbringen."

Mit dem Saxofonisten und Klarinettisten Jonas Schoen, der sein Visum erst in der letzten Minute bekam, spielte Schumann schon in der Frühzeit ihrer beider Karrieren im Duo. Sven Kerschek ist der äußerst versierte Bassist des Quintetts, und Ken Norris, Dozent für Jazzgesang an der Hochschule in Hamburg, wird bei einigen Stücken singen. "Die Gastgeber vom Konservatorium in Tianjin hatten sich ausdrücklich Jazz mit Gesang gewünscht", sagt Schumann. Vielleicht bringt der hellhörige Pianist von seiner Reise ja ein paar chinesisch inspirierte Melodien für seine nächsten Kompositionen mit.