Die Kraft der Fanfaren: Beim “Balkan Brass Battle“ des Schleswig-Holstein Musik Festivals trifft rumänische auf serbische Roma-Tradition.

Hamburg. An mangelndem Selbstbewusstsein leiden die Kontrahenten eher nicht. "Wir sind die begabtesten Musiker überhaupt", behauptet der Leader der Combo Fanfare Ciocarlia, die in roten Hemden und schwarzen Jacken antritt. "Es gibt nur einen König des Gypsy Brass", entgegnet Marko Markovic, Trompeter und Chef des Boban und Marko Markovic Orchestra, das in weißen Trikots aufläuft.

Beim "Balkan Brass Battle" des Schleswig-Holstein Musik Festivals treffen die beiden Bands aufeinander. Ihre phonstarke Schlacht steigt auf einer großen Bühne im Innenhof des Museums für Arbeit und beglückt gefühlt den halben Stadtteil: Die geballte Blechbläserpower lässt auch den Barmbeker Bahnhof nebenan erbeben. Ein spannendes Duell.

Zwölf gegen zwölf, rumänische gegen serbische Roma-Tradition, brillante Straßenmusikanten gegen Vollprofis. Der Sound von Fanfare Ciocarlia ist saxofongeprägt, wild und rau. Bei Familie Markovic, kreischen die Trompeten höher; das Zusammenspiel ist raffinierter und die stilistische Bandbreite größer: Sie reicht von orientalischen Melodien über das hebräische "Hava nagila" bis zum Funk.

Beide Gruppen schlagen jeweils ein hohes, mitunter irrwitziges Tempo an und zünden dabei, angetrieben von ihren Schlagzeugern, feurige Balkan-Rhythmen. Die gehen direkt in Bauch und Beine. Vor der Bühne wird ausgelassen getanzt und gehüpft; die Besucher in den hinteren Reihen nippen am Wein und wippen im Takt. Rund 1600 Menschen - die Hörermischung reicht vom Weltmusik-Teenie bis zum grau melierten Krawattenträger - genießen das fetzige Wechselspiel und den ersten echten Sommerabend.

Wer den Wettkampf gewinnt, ist eigentlich gar nicht so wichtig. Hauptsache, es macht Spaß.

Kurz vor Schluss wachsen die konkurrierenden Teams zu einer Mannschaft zusammen und jagen das James-Bond-Thema gemeinsam durch knackige Balkan-Beats und paprikascharfe Harmonien. "Zusammen sind wir die Besten", resümiert Marko Markovic. Das Unentschieden scheint sicher.

Doch dann greift die Truppe Fanfare Ciocarlia noch einmal an und marschiert mit ihren Zugaben mitten durchs Publikum. Das ist die Entscheidung. Sieg für Rumänien in letzter Sekunde.