Die erste Ausgabe des Hip-Hop-Festivals Spektrum war ein Erfolg

Hamburg. Sogar das Wetter hatte ein Einsehen: Beim ersten Spektrum-Festival in Wilhelmsburg auf dem Gelände des Dockville schien am Sonnabend tatsächlich die Sonne.

Und womit? Mit Recht. Denn das Line-up des Hip-Hop-Open-Airs im Stadtsüden kam zwar ohne große Namen aus, die Tausende Basecap-Träger und bezopfte Mädels angezogen hätte. Doch unbekannt und untalentiert sind ja glücklicherweise zwei verschiedene Paar Turnschuhe.

Von der feinen Reminiszenz an die großen Zeiten des Hamburger Hip-Hops in Gestalt von Eljot Quent bis zum hochaktuellen Enge-Hosen-Rap des ebenfalls hanseatischen Ahzumjot, vom ironisch in die eine Richtung gebrochenen Verbal-Rüpel Retrogott bis zum nur auf den ersten Blick belanglosen Lieb-hab-Liedern von Die Orsons, von den maskierten und angemalten Genetikk bis zur fast zerbrechlich wirkenden 14th reichte das Angebot der Live-Acts. Dazu gab es auch noch eine ganze Plattenkiste voller DJs, die die "Brüllwürfel" genannte Installation aus alten Gettoblastern, die Freiluftbühne "Torte" und das Zelt bis in die frühen Morgenstunden beschallten.

Da mag die "Bravo Hip Hop" eingestellt werden, weil es "den Trend" angeblich nicht mehr gebe. Da mag mancher unken, dass seit den selbst ernannten Gangstern aus Berlin und anderswo nichts Spannendes mehr in der Szene passiert sei. Den Gegenbeweis hat das Spektrum Festival wort- und tongewaltig angetreten. Hip-Hop ist nicht tot, sondern quicklebendig, vielgestaltig.

Und wenn er dazu noch so sympathisch im Grünen präsentiert wird wie beim Spektrum in Wilhelmsburg sollte auch der größte Skeptiker anfangen, seine Zweifel an der Zukunft des Sprechgesangs - und an der des neuen Hamburger Festivals - gründlich zu überdenken.