Von A wie Astrastube bis Z wie Zinnschmelze: Ein liebevoll gestaltetes Kompendium widmet sich 64 unvergleichlichen Ausgeh-Orten.

Hamburg. Die Diskussion um steigende Gema-Gebühren hat die Livemusikklubs aktuell stark in den Fokus gerückt. Umso passender ist es, dass die Hamburger Clubstiftung jetzt ein großformatiges Kompendium herausgebracht hat, das die Liebe der Betreiber und Besucher zu ihren Läden in Wort und Bild zelebriert. Das neue Clublexikon Hamburg, das 64 Bars und Bühnen der Hansestadt porträtiert, trägt einen Untertitel, der alle Orte von A wie Astra Stube bis Z wie Zinnschmelze verbindet: "Unruhe stiften".

In dieser magazinartig aufgemachten Ausgeh-Enzyklopädie findet sich zum Beispiel ein charmant geschriebener Mini-Essay über die Bar Komet in der Erichstraße auf dem Kiez, der musikalische Liebhaberei und fortgeschrittene Tresenplauderei verquickt. Das Molotow am Spielbudenplatz hingegen wird zu Recht als Karrieresprungbrett gewürdigt. Und der Central Park an der Max-Brauer-Allee erhält das sehr passende Label "Schanzensandkasten". Besonders schön: Die Leser erfahren beim Schmökern und Stöbern von Herzbluttätern, die die Kaschemmen und Tanzflure in Hamburg hegen und pflegen.

Da ist zum Beispiel Musikpromoter Uwe Mamminga, dem eine Kneipe fehlte, "in der man wunderbar seinen Whiskey trinken konnte, aber in der auch ein- oder zweimal die Woche eine Bluesshow stattfand". Also eröffnete er mit dem Downtown Bluesclub einfach sein eigenes Domizil für gitarrenbasierten Sound von Rock bis Jazz.

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Garniert wird jede dieser Klub-Charakterstudien mit einem Steckbrief, der die Rahmendaten auflistet. Neben Gründungsjahr, Adresse und Musikstil amüsiert da vor allem die Rubrik "In einem Satz". Für den Waagenbau an der Sternbrücke lautet dieser beispielsweise: "Die senkrechte Ausführung eines waagerechten Verlangens durch aufrechte Individuen." Beim Elektroclub Ego wiederum heißt es "Tanzen oder getanzt werden". Optisch reicht die Gestaltung von klaren, räumlichen Fotos über Detailansichten und Collagen bis zu Porträts von Machern und Musikern.

Jeder der Fotografen und Autoren hat seine ganz eigene Handschrift in das Werk eingebracht. So, wie ja auch zwischen Fundbureau und Goldbekhaus, Hafenklang und Hadley's nachtschwärmerische Welten liegen. "Das Nachtleben, der damit verbundene Spaß, die Inspiration, Toleranz und Internationalität ist uns das eigentliche Tor Hamburgs zur Welt", erklären Herausgeberin Terry Krug und Redaktionsleiterin Sabine Cole im Vorwort. Da aber, wie die beiden ausführen, einem Euro Eintrittsgeld häufig 1,20 Euro Ausgaben gegenüberstehen, fließt der Verkaufserlös des Lexikons in die seit 2010 bestehenden "Clubstiftung zur Stärkung privater Musikbühnen". Das Din-A-3-Buch ist also, wenn man so will, ein echter Laden-Hüter: Es hilft, all die Läden, zweiten Wohnzimmer und Epizentren der Szene zu beschützen.

Auch wenn die Dokumentation keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt (es fehlt etwa der Golden Pudel Club): Für eine Metropole, die Musikstadt sein möchte, ist solch ein mit Seele und Hirn gestaltetes Nachschlagewerk wertvolle Chronik und zukunftsweisendes Zeugnis zugleich. Denn es bildet nicht nur die bloße Faktenlage ab, sondern vermittelt zugleich ein Lebensgefühl, das vor allem von einem geprägt ist: der Leidenschaft für Musik.

Clublexikon Hamburg 138 Seiten, 29 Euro, in Hamburg erhältlich bei Sautter und Lackmann, Cohen & Dobernigg, in der Hanseplatte sowie online: www.stiftung-private-musikbuehnen-hamburg.de

Weitere Seiten des Clublexikons zu sehen unter: www.abendblatt.de/clublexikon