Die Komödie vom Aufstieg der “Lady Vegas“ ist nett anzuschauen. Eine US-amerikanische Erfolgsgeschichte, von einem Briten inszeniert

Hamburg. Beth Raymer weiß, was sie will: ihr Stück vom Kuchen, ihren Anteil am amerikanischen Traum. Und der verkörpert sich für sie im Spieler-Mekka von Las Vegas, wo sie sich bereits als Cocktail-Kellnerin in gehobenem Ambiente sieht, als "Lady Vegas" - und das ist viel, viel besser als ihr derzeitiger Stripperinnen-Job in Florida.

Las Vegas empfängt sie allerdings nicht mit offenen Armen. Dafür qualifiziert sie sich mit ihrer Aussage "Ich bin gut mit Zahlen" für mehr, das ist an diesem Ort keine Frage, das Potenzial der offenherzigen jungen Dame erkennt denn auch der Berufsspieler Dink Heimowitz, der sein Geld mit Sportwetten verdient. Zusammen mit seinen beiden Assistenten verfolgt er das Geschehen auf Monitoren, das sieht nicht viel anders aus als in den Büros der Wall Street. Beth wird so etwas wie Dinks persönlicher Glücksbringer, und auch jenseits der Geschäfte finden die beiden Gefallen aneinander. Bis eines Tages Mrs Tulip Heimowitz in das Büro hereinspaziert. Der gefällt die neue Konkurrentin überhaupt nicht, gleichzeitig erhebt sie Anspruch auf das Geld - da wäre nämlich endlich mal eine Schönheitsoperation fällig ...

Catherine Zeta-Jones spielt diese Dame, die für Beth zum Albtraum wird und vom Film als Schreckensbild aller amerikanischen Frauen, die ihre Männer zu Pantoffelhelden degradieren, gezeichnet wird. Man wünscht sich geradezu inbrünstig, Beth und Dink würden gemeinsam davonrennen. Aber Dink, von Bruce Willis als abgebrühter und mit allen Wassern gewaschener Profi gespielt, schafft es nicht, sich von ihr zu lösen, und gibt stattdessen Beth den Laufpass. Woraufhin die in New York bei Dinks altem Rivalen Rosie die nächste Stufe der Karriereleiter erklimmt. Die jedoch bedeutet auch einen Schritt in die Illegalität und damit geht der Schlamassel erst richtig los.

Mit "Lady Vegas" hat der britische Regisseur Stephen Frears hier eine sehr US-amerikanische Erfolgsgeschichte in Szene gesetzt, basierend auf dem gleichnamigen Bestseller (in Deutschland bisher nicht erschienen) der wirklichen Beth Raymer. Die britische Schauspielerin Rebecca Hall, international bekannt geworden durch Woody Allens "Vicky Christina Barcelona" und das US-amerikanische Politdrama "Frost/Nixon", verkörpert sie als amerikanischen Archetypen, ein Stehauffrauchen mit kaum zu erschütterndem Optimismus, nicht weniger spielfreudig als Bruce Willis, der nach "Moonrise Kingdom" bereits zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit pure Leinwandpräsenz zeigt.

Das Verführerische und das Gefährliche (weil Illegale) des Wettens zeigt der Film mit sympathischem Understatement; in seinem Schluss, der vor das Happy End noch äußerste Dramatik setzt (die aber immerhin auch Mrs H. in einem liebenswerteren Licht erscheinen lässt), ist er dagegen wieder sehr amerikanisch geworden. Das Ganze ist nett anzuschauen, aber man wünschte sich, dass Stephen Frears mal wieder ein Drehbuch wie das zu "The Queen" in die Hände bekommt, das ihn zu Höchstform auflaufen lässt - oder aber, dass der Blick des Fremden auf US-amerikanische Sitten ähnlich konsequent düster ausfällt wie vor zwölf Jahren in seiner Jim-Thompson-Verfilmung "Grifters".

Bewertung: annehmbar

"Lady Vegas" USA/Großbritannien 2012, 94 Min., ab 12 J., R: Stephen Frears, D: Rebecca Hall, Bruce Willis, Catherine Zeta-Jones, Vince Vaughn, Joshua Jackson, täglich im Koralle-Kino, Passage, UCI Mundsburg; www.ladyvegas-film.de