Ada und Sanso-Xtro bespielen das Open Air des Pudel Clubs mit driftenden Sounds zur “Auflösung“ des “subkulturellen Museumsdorfes“

Hamburg. Unter den Freiluft-Sausen des vermeintlichen Sommers ist das alljährliche Open Air des Golden Pudel Clubs noch immer die, die am wenigsten von Kommerz und Kampfbespaßung durchdrungen ist. Nie wird neben dem trutzburgigen Holzhaus unten am Hafen ein sponsorenbetriebener Bungee-Turm zu finden sein. Oder die Dusche eines Deodorant-Herstellers. Bloße Berieselung ist bei der selbst ernannten "Elbphilharmonie der Herzen" ohnehin nicht angesagt. Und waghalsig in die Tiefe stürzen sich die Betreiber höchstens mit ihrem Programm. Denn das setzt immer dann zum Sprung an, wenn die Dinge zu hip, zu geil oder auch schlicht zu bräsig zu werden drohen.

Doch was tun, wenn die Subversion selbst im Trend liegt? "Die Verwirrungstaktik greift nicht mehr. Im Rahmen eines Sommerfestes wird des Pudels Kern unfeierlich freigelegt, aufgebahrt und rumgereicht", steht es auf der Pudel-Webseite geschrieben. Wenn das Team um den gelockten Vierbeiner am Sonntag ab 15 Uhr zu Konzert und Club an die Hausnummer 27 lädt, hat es sich daher Folgendes auf die gegen den Wind flatternden Fahnen geschrieben: "Der Golden Pudel Club, subkulturelles Museumsdorf und exogene Aufzuchtstation frühvergreister Hyperhipster, schafft sich an einem Sonntag im Jubelmonat Juli selber ab." Und als Meisterinnen der angekündigten "Auflösung in Harmonie" sollen die Musikerinnen Ada und Sanso-Xtro fungieren.

Bei Ada klingt die Gitarre wie eine Harfe und die Stimme wie die ersten Sonnenstrahlen nach durchfeierter Nacht. Dazu driftet der Beat, als tanze man in Zeitlupe noch immer im Feuer der Dunkelheit. "Meine zarten Pfoten" heißt das aktuelle, zweite Album der Frau aus Köln, das sie auf DJ Kozes Label Pampa Records veröffentlicht hat. Auf ihrem Erstling "Blondie" hatte die Dame noch mit technoideren Klängen entzückt. Nun beruhigt sie enervierte Großstädter mit warmen, poppigeren Klängen - so gewiss auch bei der sommerfrischen Sause am pudeligen Teil der Elbe.

Die sphärische, somnambule Seite des Sonntags betont und intensiviert die Künstlerin Sanso-Xtro. Die Australierin, die auf den bürgerlichen Namen Melissa Agate hört, produziert am Synthesizer psychedelische Sounds, die an seidenen akustischen Fäden zu hängen scheinen. Für zusätzliche hypnotische bis euphorisierende Effekte sorgen draußen und drinnen zudem die DJs Untold, L. C. Knabe, Superdefekt, Rüftata 110 und Lawrence.

Der Pudel Club rät seinen Open-Air-Gästen übrigens: "Man bringe Kinder mit und Tiere, das Liebste und das Letzte, Blumen und Geschwüre; der Garten am Hafen wird eine Arche sein, die in der Nacht noch untergeht." Ein herrlich sonderbares Ringelreihen.

Pudel Garden Live IV & Club So 22.7., 15.00, Golden Pudel Club (Bus 112), St. Pauli Fischmarkt 27, Eintritt frei; www.pudel.com