Rainald Grebe & Das Orchester der Versöhnung spielen am 20. Juli im Stadtpark

Ideen hat er reichlich, der Mann, der so gern mit Indianerschmuck auf die Bühne kommt. Rainald Grebe ist Liedermacher, Schauspieler, Kabarettist, Autor und sein eigener Regisseur. Als er sich mal ein Udo-Jürgens-Konzert auf DVD angesehen hat, fiel Grebe neben dem populären Bademantelträger vorn ein anderer "Star" im weißen Anzug auf: Pepe Lienhard. Ein Schweizer, der mit seinem Orchester stets für Jürgens die große Show macht. "Im Hintergrund das Orchester, das fand ich doof", erzählt Grebe, jetzt ungeschminkt. "Das sind ja alles Menschen."

Mit seinem Orchester der Versöhnung hat der 41-Jährige ein ganz anderes Muster entwickelt: Nach und nach kommen die zehn Musiker, darunter vier über 70 Jahre alte Streicher, auf die Bühne; sie und das Publikum gelte es anzusprechen. Das ist längst keine Neuinszenierung mehr, sondern "jetzt quasi die letzte Rutsche" (Grebe), soll aber wie ein stetiger Neuanfang wirken.

Das Orchester löst sich nach den Open-Air-Konzerten am Freitag im Stadtpark und tags darauf in Dresden auf. Wobei Konzert? Es kann schon mal gut eine halbe Stunde dauern, bis Grebes erster Song erklingt ...

Groß geworden in der Kleinkunstszene ist der gebürtige Kölner - Kennzeichen: weit aufgerissene Augen und schräge Reime - am Klavier mit dem "Robinson-Crusoe-Konzert" und dem "Hongkongkonzert". Noch 2009 gastierte er im Polittbüro, im vorigen Winter dann mit Musikern im CCH und Thalia-Theater. Im Sommer 2011 hatte Grebe, Kleinkunstpreisträger in der Sparte Chanson/Lied, mit dem Orchester der Versöhnung sogar 15 000 Menschen in die Berliner Waldbühne gelockt. "Es sah voll aus", fügt der Sänger aus Pankow unprätentiös an. Woher der Erfolg? "Ich könnte natürlich sagen, dass ich demütig an meiner Kunst arbeite und immer schöne Lieder schreibe." Schöne böse vor allem. Wie "Brandenburg": "In Berlin bin ich einer von drei Millionen, in Brandenburg kann ich bald alleine wohnen", heißt es darin. Oder auch: "Da stehen drei Nazis auf den Hügeln und finden keinen zum Verprügeln ..." Auch so kann man Zeitkritik verpacken. Die Germanistikstudentin "Dörte", die "Heinz Rudolf Kunze hörte", hat es Grebes Fans ebenso angetan. Der demografischen und geistigen Verödung arbeitet er doppelt entgegen: Kürzlich hat er die Schlüssel für einen Hof in Brandenburg erhalten. Und er spielt wieder solo, sei es vor 100 Leuten.

Grebe: "Ich bin oft zynisch zurückhaltend." Das, was er auf der Bühne macht, ist immer biografisch. So hat er seinen Afrika-Aufenthalt im Song "Diktator der Herzen" verarbeitet." Als reisender Despot will er ein Gaddafi-Zelt auf der Stadtparkbühne errichten. Hier der Herrscher, da die Hiwis. "Theater, ich mach Theater. Das sagt nichts und alles", beschreibt Grebe seine Kunst.

"Eigene Elaborate" darf er im März 2013 erstmals im Thalia inszenieren. Der Titel ist noch offen. Nur so viel: "Es wird sehr musikalisch sein."

Rainald Grebe & Das Orchester der Versöhnung Fr 20.7., 19.00, Stadtparkbühne (S Alte Wöhr), Saarlandstr., Karten: 36,40; www.rainaldgrebe.de