Im Klub Kir entstehen Szenen mit der Oscar-Preisträgerin. Das Set ist abgeschottet, einige versuchen trotzdem, einen Blick zu erhaschen.

Hamburg. Für gewöhnlich heißt der größte Filmemacher in Ottensen Fatih Akin. In diesen Tagen macht ihm ein Künstler diesen inoffiziellen Titel streitig, den man in New Yorks Lower East Side vermutet hätte, in amerikanischen B-Movie-Kinos oder auf einem Independent-Filmfestival in Ohio - überall, nur nicht auf den Straßen von Ottensen.

Jim Jarmusch, der in Deutschland vor vielen Jahren mit "Stranger than Paradise" (1982) und "Down by Law" (1986) zum Liebling der Programmkinos wurde, dreht seit gestern im Klub Kir an der Barnerstraße Szenen seines neuen Kinofilms "Only Lovers left alive", einem Vampirfilm, in dem Tilda Swinton, Tom Hiddelston, John Hurt und Mia Wasikowska die Hauptrollen spielen.

Und weil Jarmusch, dieser große Kinovisionär, zwar als tiefenentspannter, aber ebenso öffentlichkeitsscheuer Regisseur bekannt ist, befindet sich das Set abgeschottet von neugierigen Blicken im Klubhinterhof. Neugierige Blicke von Geldgebern, Presse und Schaulustigen sind unerwünscht, sämtliche Eingänge abgesperrt. Anwohnern wurde der berühmte Gast in den Straßen durch einen schnöden Aushang im Treppenhaus angekündigt: Parkplätze bitte Tag und Nacht freihalten. Und tatsächlich sind es nicht mehr als eine Handvoll Autogrammjäger, die um das Kir herumschleichen, in der Hoffnung auf eine Begegnung mit einem der bedeutendsten Independent-Regisseure des Gegenwartskinos, mit dem Meister des Understatements.

Hamburg ist nach Detroit die zweite Station des Teams; bereits heute geht es weiter zum Studiodreh in Nordrhein-Westfalen, später nach Marokko und New York. Die Filmstiftung Hamburg Schleswig-Holstein hat das Jarmusch-Projekt mit kleiner Summe unterstützt, vor allem aber soll der Regisseur spontan Gefallen gefunden haben an der kleinen, schummerigen Bar, die er aus rund 30 Locations ausgewählt haben soll. "Pittoreske Motive stoßen mich ab", hat er einmal gesagt - und wer seine Filme kennt, weiß: Die Mönckebergstraße oder Hagenbecks Tierpark - das wäre jetzt eher nicht Jarmusch.

Mit Tilda Swinton hat Jarmusch in dem melancholischen Midlife-Crisis-Drama "Broken Flowers" zusammengearbeitet; in diesen Tagen in Hamburg dreht die Schauspielerin mit rund 60 Komparsen und einer Indie-Band jene Szenen, die später im Film eine New Yorker Klubnacht darstellen. Hamburg wird man also nicht erkennen, wenn der Film nächstes Jahr in die Kinos kommt. Das macht nichts. Vielleicht kommt Jim Jarmusch einmal wieder in die Stadt. Ganz offiziell, um seinen Film vorzustellen. Oder heimlich, in einen kleinen Klub. Beides wäre schön.