Der Projektor im Karoviertel zeigt knallharte Fotos zur nicht ganz ernst gemeinten Konzert-Prügelei “Rock 'n' Wrestling“ im Hafenklang.

Hamburg. Am 2. November gibt es in der Hamburger O2 World die Jacke voll: Randy Orton, Sheamus, Wade Barrett, The Great Khali, Alicia Fox und viele weitere Klopper der US-amerikanischen Show-Liga "World Wrestling Entertainment" steigen in den Ring und tauschen schlagkräftige Argumente aus - in der klassischen Mischung aus Stunt-Akrobatik, Schauspielkunst und einer Portion Selbstironie.

Man kann natürlich den Kopf schütteln über diese vermeintlich uramerikanische, seit Anfang des 20. Jahrhunderts populäre Form der Unterhaltung. Aber viele Griffe und Techniken, mit denen die Wrestler, auch Catcher genannt, ihre Gegner auf die Bretter knallen, findet man schon in Albrecht Dürers Holzschnitten aus dem "Fecht- und Ringbuch" von 1512. Und auch in Hamburg hat das zünftige Gehaue durchaus Tradition. Schon in den 50er- und 60er-Jahren stiegen auf St. Pauli Schlammcatcherinnen wie die "Arche von Barmbek" in den Modder für eine Runde Ringen. In den 70ern pilgerten Tausende in die Catcher-Zelte an der Ost-West-Straße und auf dem Heiligengeistfeld. Überhaupt ist Wrestling echte Kiezkultur.

Das zeigt sich seit zehn Jahren bei "Rock 'n' Wrestling". 2002 trafen sich Kulturschaffende, Musiker, Aktivisten und andere dem Wrestling eher ferne Persönlichkeiten auf dem Dach einer Hinterhof-Garage, schmissen sich in stilechte Verkleidungen und gaben sich Saures. Mittlerweile steigt "Rock 'n' Wrestling" jährlich im Hafenklang und ist bereits Wochen im Voraus ausverkauft, so auch dieses Jahr am 27. und 28. Juli. Dann werden sich Nik Neandertal, Hanni & Nanni, Dr. Tentacle und andere Gassenhauer auf die Ohren geben, den Rest besorgen Animal Grind, Caracho und weitere Bands. Kein Wunder, dass es leichter ist, Karten für die Bayreuther Festspiele oder Borussia Dortmund zu bekommen als für "Rock 'n' Wrestling".

Wer sich trotzdem ein Bild machen will, kann am 26. Juli die offizielle "Pressekonferenz" inklusive Schallplattenauktion im Komet (Erichstraße 11, 22 Uhr, Eintritt frei) besuchen. Aber von noch höherem historischen Wert ist die Fotoausstellung "10 Jahre Rock 'n' Wrestling" im Kunstraum Projektor im Karoviertel über dem alten Schlachthof.

Dort zeigt Frank Engel vom 17. bis zum 21. Juli knapp 100 Bilder einer ganzen Dekade bizarrer Begegnungen bei "Rock 'n' Wrestling", sowohl im Ring als auch backstage. Dazu gehört natürlich auch eine Ahnengalerie der größten Legenden dieser Goldenen Ära des Hauens und Dosenstechens wie Dangerpilz, Dolly Duschenka, The One And Only, The Bumble Bee Man oder Captain St. Pauli. Kennen Sie nicht? Sie wollen ihnen nicht im Dunkeln begegnen, so viel ist klar. Es könnte sonst sein, dass die Zwerchfelle reißen, auch ohne Bauchboxen.

Dass Wrestling auch einen ernsten Hintergrund hat, zeigt das Team von Flexibles Flimmern: Begleitend zur Fotoausstellung wird am 18., 19. und 20. Juli im Projektor "The Wrestler" aufgeführt. In Darren Aronofskys Drama aus dem Jahr 2008 schlägt sich Mickey Rourke als gealterter Provinz-Wrestler Randy "The Ram" Robinson nicht nur durch den Ring, sondern auch durch das Leben. Dafür gab es den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig sowie für Rourke seinen ersten Golden Globe und seine erste Oscar-Nominierung. Dass er gegen Hanni & Nanni trotzdem keine Schnitte sehen würde, ist klar.

10 Jahre "Rock 'n' Wrestling" Fotos von Frank Engel Di 17.7. bis Sa 21.7., täglich 19.00, Eintritt frei. Filmvorführung "The Wrestler" Mi 18.7., Do 19.7., Fr 20.7., jeweils 21.00, Eintritt 8,-, Reservierungen unter reservierungen@flexiblesflimmern.de ; Projektor (U Feldstraße), Sternstraße 4, Internet: projektor-hamburg.blogspot.de