Von Abendblatt-Lesern gespendete Instrumente kommen für zwei Konzerte zurück. Am 29. und 30. Juli gibt es in der Altonaer Fabrik ein Wiedersehen

Hamburg. Bei den beiden Konzerten der südafrikanischen Musikinitiative MIAGI (Music Is A Great Investment) am 29. und 30. Juli in der Altonaer Fabrik könnte es für einige Hamburger ein Wiedersehen mit alten Bekannten geben: mit Instrumenten, die sie als Abendblatt-Leser vor fast zehn Jahren nach Südafrika gespendet haben.

Im Mai 2003 bekam die Abendblatt-Kulturredaktion Besuch aus Südafrika. Robert Brooks, ein südafrikanischer Tenor, stellte ein faszinierendes Musikprojekt vor, das 2001 von ihm ins Leben gerufene International Classical Music Festival. Es unterstützte viele südafrikanische Musikinitiativen, in den Townships und in den besseren Wohngebieten. Brooks' Bitte: "Könnt ihr eure Leser fragen, ob sie ungenutzte Musikinstrumente zu Hause herumliegen haben, die sie für unseren Musikinstrumenten-Fonds spenden würden?" Seine Begeisterung hat uns damals angesteckt. Zusammen mit der Hamburger Jugendmusikschule haben wir diese ungewöhnliche Spendenaktion organisiert, anfangs ein bisschen skeptisch. Am Ende der Spendenaktion im Juni 2003 waren von unseren Lesern fast 200 Musikinstrumente für Südafrika übergeben worden.

Rüdiger Blohm etwa, Musiklehrer aus Bönningstedt, brachte gleich 16 Geigen, ein Cello, zwei Zithern und sogar einen Kontrabass, den er selbst gerade erst erworben hatte: "Ich habe einfach die Einstellung, dass man Dinge nicht festhalten, sondern loslassen sollte. Man spürt das doch: Wer viel gibt, bekommt immer auch viel zurück." Karin Sutton, ehemalige Lehrerin aus Groß Borstel, brachte die unbenutzte Blockflöte ihres Sohnes in die Jugendmusikschule: "Er wollte sie nicht. Und bevor sie bei uns herumliegt, kann ich sie lieber nach Afrika geben!" Auch ein generalüberholtes Akkordeon aus den 30er-Jahren, das Erbstück einer Tante, hat Karin Sutton noch vorbeigebracht.

Die Instrumente wurden mithilfe des Abendblatts nach Südafrika transportiert. Und sie werden bis heute in den Musikprojekten genutzt. Jetzt kommen drei von ihnen nach Hamburg zurück: Sie werden von Jugendlichen genutzt, die im MIAGI-Jugendorchester spielen. Das Sinfonieorchester ist, neben der Förderung der Musik- und Tanzprojekte in ganz Südafrika, inzwischen eine Hauptaktivität von Robert Brooks geworden. In ihm spielen Jugendliche miteinander, die im ganzen Land ausgewählt werden, ob schwarz oder weiß, ob gut situiert oder aus den ärmlichen Townships.

Robert Brooks spürt es täglich in seiner Arbeit: "Es gibt kein Allheilmittel gegen Armut, Gewalt oder Gleichgültigkeit, erst recht nicht in den ärmsten Regionen dieser Welt. Aber es gibt Möglichkeiten zur Prävention - Musik ist eine davon." Klassische Musik war in Südafrika während der Apartheid den Weißen vorbehalten; Musikunterricht für Schwarze gab es kaum. Noch sind gemischte Jugendorchester eine Seltenheit. "Dabei fördern Musik und andere Kunstformen die soziale Entwicklung und zwischenmenschliche Verständigung über alle gesellschaftlichen und rassischen Grenzen hinaus", sagt Brooks. Inzwischen konnte der engagierte Direktor eine eigene Musikschule in Soweto einweihen, dank der Spende eines generösen Unternehmers.

Das Jugendorchester geht in diesem Jahr auf Tournee durch Österreich und Deutschland; direkt nach der Eröffnung des Jugendorchester-Festivals Young Euro Classic im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt (ausverkauft nach drei Tagen!) kommen die knapp 100 Jugendlichen nach Hamburg - für zwei Konzerte in der Fabrik. Am 29. Juli spielt dort das The New Skool Orchestra @ MIAGI, eine Jazz-Bigband, am 30. Juli ist das große MIAGI-Jugendorchester zu hören mit Gershwins "Ein Amerikaner in Paris", Debussys "Prélude à l'après-midi d'un faune", Bernsteins "On The waterfront" und "Out Of South Africa", einer Komposition von Dirigent Christian Muthspiel nach Motiven des jungen südafrikanischen Jazzers Tsepho Tsotetsi, der auch in Hamburg dabei ist.

Im Orchester sitzen in der Fabrik dann auch Anele Mhlahlo (Violine), Mmetsa Kekana (Violine) und Viwe Mkizwana (Kontrabass), die auf Streichinstrumenten aus Hamburg spielen.

The New Skool Orchestra @ MIAGI So, 29.7., 20.00, Fabrik; MIAGI-Jugendorchester, Mo, 30.7., 20.00, Fabrik. Tickets je 12,-; Kombiticket 19,-. Bei allen Abendblatt-Ticketshops und bei der Abendblatt-Ticket-Hotline 040/30 30 98 98