Vor 20 Jahren ging die erste Sendung des ZDF-“Morgenmagazins“ auf Sendung. Moderatorin Dunja Hayali ist das Gesicht des Frühstücksfernsehens.

Berlin. An den 8. März 2011 erinnert man sich in der ZDF-"Morgenmagazin"-Redaktion nicht gern. Das war der Tag, an dem der Sänger der Indie-Pop-Band Die Drogen vor laufenden Kameras zusammenklappte, nachdem er gerade noch die Zeilen "Guten Tag, guten Tag! Ich bin noch gar nicht wach" gesungen hatte. Dem Mann ging es zwar damals schnell wieder besser, und irgendwie war es auch ein Glück, dass es um 8.58 Uhr passierte, also unmittelbar vor Schluss der Sendung, aber insgesamt gesehen war es doch das denkwürdigste Ereignis, wenn man auf die zwei Jahrzehnte zurückblickt, die das "Morgenmagazin" jetzt besteht.

Anlass für seine Gründung war der Beginn des Zweiten Golfkrieges, über dessen Verlauf ARD und ZDF ihre Zuschauer bereits morgens informieren wollten. Die positive Resonanz bewog die öffentlich-rechtlichen Sender, das provisorische Frühstücksfernsehen zu institutionalisieren. Aus wirtschaftlichen Gründen vereinbarten ARD und ZDF, sich im Wochenturnus abzuwechseln. Sie folgten damit dem Modell, das sich bereits beim Mittagsmagazin seit 1989 bewährt hatte (Anlass für die Gründung des Mittagsmagazins waren die Ereignisse in der implodierenden DDR gewesen).

Am 13. Juli 1992 ging das erste "MoMa" auf Sendung, und bis heute haben seine Macher den Ehrgeiz, "die Agenda des Tages zu bestimmen". Sagt Thomas Fuhrmann, der die ZDF-Redaktion des "Morgenmagazins" seit Januar 2011 leitet. Bei der ARD ist Martin Hövel in derselben Position verantwortlich. Dabei hilft der Zugriff auf die 19 Korrespondentenbüros, die das ZDF weltweit unterhält, aber es geht nicht nur um Politik.

Wenn sich Katie Holmes von Tom Cruise trenne, komme man an dieser Nachricht nicht vorbei, meint Dunja Hayali, die seit Oktober 2007 für das ZDF moderiert. Die Grenzen seien ohnehin oft fließend. "Manchmal ist es schwierig zu sagen, wo die Information aufhört und die Unterhaltung anfängt." Hayali moderiert im Tandem mit Wulf Schmiese oder Cherno Jobatey die sogenannte Spätschiene, also von 7 bis 9 Uhr. Die Themen werden, soweit möglich, am Vorabend nach dem "heute journal" in einer Telefonkonferenz festgelegt; wer am Morgen welches Thema präsentiert oder welches Interview führt, machen die beiden Moderatoren danach unter sich aus. Ist eine Einigung nicht möglich - "Jeder will das spannendste Thema!" -, wird eine Münze geworfen. Thomas Fuhrmann bestätigt, dass sich die Redaktionsleitung aus diesen Entscheidungen heraushält.

Für Hayali hat sich der Reiz an der Sache noch nicht abgenutzt. "Ich hatte gedacht, dass man nach fünf Jahren damit durch ist, aber das stimmt nicht", sagt die 38-Jährige und verweist auf die vielen Freiheiten, die sie als "Morgenmagazin"-Moderatorin habe. "Man kann", fügt sie selbstbewusst hinzu, "die Sendung prägen."

Der Preis ist das frühe Aufstehen. Um Viertel vor vier klingelt der erste von mehreren Weckern, spätestens eine Stunde später ist Hayali in der Berliner ZDF-Zentrale Unter den Linden. Es folgen Zeitunglesen, Texteschreiben, Maske um 6.45 Uhr. Nach dem Abspann um 9 Uhr gibt es noch die sogenannte Flur-Schelte, also Kritik und Selbstkritik, und den gemeinsamen Blick in den nächsten Tag. Danach, spätestens um 11 Uhr, ist für die Moderatoren erst einmal Schluss.

In den Wochen, in denen die ARD für das "MoMa" zuständig ist, haben die Moderatoren frei. Was macht man dann? "Dann bin ich auf der Suche nach meinem Biorhythmus", sagt Dunja Hayali lächelnd und fügt hinzu, dass sie nach der Arbeitswoche "schon kaputt" sei. "Man steht sehr unter Beobachtung, unter enormem Druck. Am Ende der Woche ist man physisch und psychisch froh, dass man erst mal ausspannen kann ..." Bis zum nächsten Sonntag. Dann geht alles wieder von vorne los.

Zum ZDF-"MoMa"-Team gehören etwa 40 Leute. Die Zuschauerzahlen steigen im Lauf einer Sendung von ein paar Hunderttausend um 5.30 Uhr auf etwa eine Million. Insgesamt erreicht eine Sendung 3,4 Millionen Zuschauer, das entspricht einem Marktanteil von 19,4 Prozent.

Das "MoMa" war für viele ZDF-Moderatoren eine Sprungschanze: Peter Frey, der erste Redaktionsleiter, ist heute Chefredakteur, Maybrit Illner hat längst ihre eigene Talkshow, Bettina Schausten leitet heute das ZDF-Hauptstadtstudio, Anne Gellinek ging fürs ZDF nach Moskau, Armin Coerper nach Warschau. Von den Moderatoren der ersten Stunde ist nur Cherno Jobatey übrig geblieben. Der Mann mit den Turnschuhen.