Das Album “Time's All Gone“ von Nick Waterhouse wurde mit uralter Technik aufgenommen

Mit seiner Brille, dem kurzen seitlich gescheitelten Haar und dem gepflegten Anzug erinnert Nick Waterhouse an Buddy Holly, jenen Rock-'n'-Roll-Star, der 1959 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Diese Ähnlichkeit ist kein Zufall, denn der 25 Jahre alte Sänger aus San Francisco ist ein glühender Verehrer des Rhythm & Blues und des in den 50er-Jahren daraus entstandenen Rock 'n' Roll. Waterhouse eifert seinen Heroen nach, in dem er sein Debütalbum mit dem gleichen technischen Equipment aufgenommen und gefertigt hat wie die Rockpioniere in den Studios von Memphis und New Orleans. Mit uralten analogen Bandgeräten, Mikros und Vinylpressen. Entsprechend unsauber und übersteuert klingt das Ganze.

Mit dem Album "Time's All Gone" wollte der junge Musiker von der Westküste genau jenen Sound wiederherstellen, der in den 50er-Jahren die erste Welle eines jugendlichen Aufbegehrens gegen Elternhaus und Establishment in den USA auflöste. Es ging ihm nicht um einen mit modernen Mitteln erzeugten Retrosound, sondern um Authentizität. In seinem radikalen soundästhetischen Ansatz unterscheidet er sich deshalb von Kollegen wie Sharon Jones, Mayer Hawthorne und Aloe Blacc, die ähnliche Musik wieder populär gemacht haben, aber sich eher am schon perfekter klingenden Soul der 60er-Jahre orientieren. Bei Waterhouse rumpelt es ordentlich, Klavier und Orgel sind oftmals so schlecht von den Mikros aufgenommen, dass sie kaum zu hören sind. Doch die elf Nummern grooven, der Beat kommt mit einem coolen Fingerschnippen oder dem Rasseln eines Tamburins daher, Baritonsaxofon und Surfgitarre sind die dominierenden Instrumente.

Nick Waterhouse: "Time's All Gone" (Innovative Leisure/Alive)