“Freiheit fürs Internet“ zeigt die technische Seite des Arabischen Frühlings

Einen Blog schreiben, bei Facebook und Twitter mit Leuten in Kontakt treten, das ist für Menschen in demokratischen Staaten oft nicht viel mehr als ein Zeitvertreib. In anderen Ländern kann es die einzige Möglichkeit sein, an ungefilterte Informationen zu kommen und sie zu verbreiten. Und der Versuch kann lebensgefährlich sein.

Stephan Urbach, Berliner Hacker und eine der Personen, die in der Dokumentation "Freiheit fürs Internet" zu Wort kommen, hilft syrischen Oppositionellen dabei, mit dem Rest der Welt in Kontakt zu bleiben. Er hat in einer Videokonferenz erlebt, wie einer dieser Menschen, denen er mit technischem Sachverstand zur Seite steht, ermordet wurde. Sicherheitskräfte hätten den Raum gestürmt und sein Gegenüber einfach erschossen, sagt Urbach.

Der Dokumentarfilmer John A. Kantara verfolgt speziell die Revolution in Ägypten vom Januar 2011 bis zur Präsidentenwahl im Mai dieses Jahres nach, zeigt Hacker wie Ashraf Fahmy und Blogger wie Mostafa Hussein, die entscheidenden Anteil am Gelingen des Umsturzes hatten.

Der Fokus liegt dabei auf der Technik, mit der sich ein Schattennetzwerk jenseits des Zugriffs der Zensoren einrichten lässt. Bemühungen, Verbindungen zu anderen Menschen und dem Internet herzustellen, die sich nur schwer kontrollieren lassen, gibt es jedoch nicht nur in Krisengebieten. Ein Besuch bei den "Funkfeuer"-Aktivisten in Wien und bei Programmierern in Maryland, die mit Unterstützung des US-Außenministeriums Umgehungstechnologien entwickeln, machen deutlich, dass Konflikte längst auch im Netz ausgetragen werden. Auch mit deutscher Technik wie dem Spionageprogramm "FinFisher", das in Ägypten eingesetzt wurde, um die Revolutionäre zu bespitzeln.

"Freiheit fürs Internet" Do 20.15, 3sat