Die langjährige Abendblatt-Musikkritikerin Sabine Tomzig ist tot

Hamburg. Sie gehörte zu den Autorinnen, die das Abendblatt von Beginn an geprägt haben. Sabine Tomzig, Musikkritikerin seit Oktober 1948, dem Gründungsmonat unserer Zeitung, ist am 30. Juni gestorben - wenige Wochen vor ihrem 92. Geburtstag.

Aus Königsberg war sie bei Kriegsende nach Hamburg gekommen, hatte Musikwissenschaften studiert und ihre Doktorarbeit geschrieben. Bei Axel Springers neuer Zeitung war sie bald unentbehrlich. In der Staatsoper oder von ihrem Stammplatz in der Musikhalle (1. Rang links, Loge 2, Platz 2), in Bayreuth und in Salzburg war sie strenge journalistische Begleiterin der Künstler auf der Bühne. Keine allerdings, die Freude an Tadel und Verriss gehabt hätte, vielmehr eine, die kenntnisreich und mit Achtung vor den Leistungen der Musiker und Sänger notierte, was gut und was hervorragend war, und gleichzeitig anmerkte, was verbesserungsfähig war. Selbst wenn sie erbost aus einer Opernpremiere, noch im Abendkleid, in die Redaktion kam und ihren Text in die Schreibmaschine hämmerte, machte sie es sich nicht leicht: Sie kämpfte so lange um feinste Nuancen einer für die Künstler nachvollziehbaren, nicht verletzenden Kritik, bis die Setzer ungeduldig wurden. Zusammen mit den Kollegen Mathes Rehder (Theater, Film) und "pth" Paul Theodor Hoffmann (bildende Kunst, Literatur) bildete sie das unbeirrbare Dreigestirn des Abendblatt-Feuilletons in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren.

Sabine Tomzig war eine meinungsstarke Kritikerin. Nicht gefürchtet, sondern geachtet. Zu ihrer Verabschiedung 1985 kamen neben vielen anderen die Kultursenatorin, Prinzipalin Ida Ehre, Opernintendant Rolf Liebermann und sein Direktor Rolf Mares, Siegfried Lenz, dessen Frau sie heimatlich verbunden war, Loriot-Partnerin Evelyn Hamann, die Mäzene Kurt A. Körber und Eduard Söring.

Sie hat auch danach noch lange Jahre Musikkritiken geschrieben. Ihr letzter Artikel erschien im Januar 2007 im Kulturteil des Hamburger Abendblatts - zu einem Konzert des Startenors Plácido Domingo, dessen erste große Auftritte an der Hamburgischen Staatsoper sie schon 40 Jahre zuvor für das Abendblatt beobachtet hatte.