“Bis zum Horizont, dann links!“ unterhält als leichte Komödie mit Sozialtouch. Regisseur Bernd Boehlich hätte aber mehr daraus machen können

Annegret Simon (Angelica Domröse) ist alles andere als begeistert. Ihr Sohn, ein viel beschäftigter Uno-Diplomat, hat sie in ein Altersheim namens "Abendstern" abgeschoben. Nun hockt sie da in ihrem kühl-sterilen Zimmer, mit wenigen Habseligkeiten und vielen Erinnerungen. Auch Eckehardt Tiedgen (Otto Sander) würde lieber woanders wohnen. Die Bewegungstherapien, Lesenachmittage und gemeinsamen Fernsehabende gehen ihm gehörig auf die Nerven, und dann diese vielen Regeln und Verbote! Am liebsten würde er sich erschießen. Doch dann nutzt er die Pistole, die er einem Polizisten geklaut hat, zu einem anderen Zweck: Er entführt während eines gemeinschaftlichen Rundflugs das museumsreife Junkers-Propellerflugzeug, macht die rüstigen Rentner zu Komplizen und zwingt die beiden Piloten, ans Mittelmeer zu fliegen - mit Zwischenstopp in Wien. Die Ansage lautet: "Bis zum Horizont, dann links!"

Angelica Domröse, Otto Sander, Ralf Wolter, Thilo Prückner und Herbert Feuerstein - was für eine illustre Schauspielerriege, und dann dieser illusionslose, realistische Blick auf unsere Gesellschaft, mit dem Autor und Regisseur Bernd Boehlich ("Du bist nicht allein") seinen Film beginnt. Da werden die Alten einfach abgeschoben, Erfahrung und Wissen zählen nicht mehr, und nur die Solidarität untereinander scheint einen Ausweg zu weisen.

Doch spätestens mit der Kaperung des Flugzeugs entpuppt sich der Film als naives Sozialmärchen, das die rüstigen Rentner als renitente Rebellen romantisiert und idealisiert. Die kleine Flucht mit kritischem Anliegen entpuppt sich als Butterfahrt über den Wolken, in denen sich die Konflikte in Luft auflösen, Klischees die argumentative Auseinandersetzung ersetzen und amouröse Techtelmechtel für Wohlfühlcharakter sorgen. Was Boehlichs Film fehlt, ist mehr Mut zu Verrücktheit und Absurdität, zu Dialogwitz und Galgenhumor, aber auch zu skurrilen Bildideen. Nur "nett" - das ist dann doch zu wenig.

Bewertung: annehmbar

"Bis zum Horizont, dann links!" D 2011, 92 Min., o. A., R: Bernd Boehlich, D: Angelica Domröse, Otto Sander, Ralf Wolter, Herbert Feuerstein, Anna Maria Mühe, täglich im Holi, Passage, Zeise; Internet: www.biszumhorizontdannlinks.de