Das Berliner Riot Girl Hanin Elias spielt im Hafenklang

Anscheinend haben wir eine Woche der Rollenmodelle: Eine junge Künstlerin, die von der Sonnenseite des Pops in den Schatten tritt - Norah Jones. Dann die nebenstehende Dame, die ihre Zeit als Muse nur knapp überlebte - Marianne Faithfull. Und dann kommt auch noch Hanin Elias in das Hafenklang, beispielhaftes Riot Girl der 90er-Jahre, das plötzlich abtauchte und erst 2011 wieder von sich hören ließ.

Dabei war die 1972 in Wittlich (Rheinland-Pfalz) geborene Tochter syrischer Christen mal das wohl lauteste Mädchen Berlins. Von 1992 bis zur Auflösung 2000 sang sie für die radikalen Electro-Punk-Anarchos Atari Teenage Riot. Was heißt singen, sie schrie wie angestochen gegen Autoritäten, Marktmächtige, Nazis. Die ganze Wut, die sie aus dem Elternhaus erst auf die Straßen Berlins und dann an die Seite von ATR-Programmat Alec Empire trieb, entlud sich in überkippenden, strukturlosen Kreischorgien wie "Deutschland Has Gotta Die".

Ausgebrannt vom Aufstand der Unanständigen ging sie in den letzten zwölf Jahren, mittlerweile zweifache Mutter, eigene Wege. Nach drei Soloalben auf dem eigenen Label Fatal und diversen Kooperationen zog sich Hanin Elias 2006 auf die abgelegene Insel Huahine in Französisch-Polynesien zurück. Dort, so erzählte sie der "FAZ", baute sie Vanille und Kartoffeln an, ging fischen, bot Urlaubern Massagetherapien an und ließ das Musikgeschäft mit allen Begleiterscheinungen 10 000 Meilen hinter sich - ohne von der Musik zu lassen.

Einen Wiedereinstieg bei der reformierten Atari Teenage Riot machte die Stimme zwar nicht mehr mit, jedoch erschien aber 2011 ihr schon auf Huahine begonnenes Album "Get It Back": Electro-Pop mit Breakbeat- und Hip-Hop-Einflüssen, Vielseitig in Arrangement und Gesang. Nicht wild. Aber frei.

Hanin Elias Do 12.7., 21.30, Hafenklang (S Königstraße), Große Elbstraße 84, Eintritt 12,- (Ak.); www.haninelias.com