Die Hamburger “Zeit“-Stiftung engagiert sich mit denkmalpflegerischen Projekten für den Kulturerhalt in den neuen Bundesländern

Hamburg. In Dargitz im vorpommerschen Landkreis Uecker-Randow steht eine kleine Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist keiner der kulturellen Leuchttürme der neuen Bundesländer, aber trotzdem ein architektonisches Kleinod mit einer kostbaren Ausstattung. Besonders wertvoll ist die Renaissancekanzel aus der Zeit um 1600, an deren Korb Tafelbilder der Apostel zu sehen sind. Noch vor kurzer Zeit blätterte die Farbe ab, der Firnis war fleckig, und die Bilder waren kaum noch zu erkennen. Dass die Kanzel seit etwa einem Jahr wieder in alter Schönheit erstrahlt, wurde aufgrund einer Hamburger Initiative möglich.

Die Kirche in Dargitz gehört zu den Objekten, die mit Mitteln der "Zeit"-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius gefördert wurden. "Kulturerhalt in Ostdeutschland" heißt das Programm, mit dem die Hamburger Institution denkmalpflegerische Projekte unterstützt. 350 000 Euro sind bisher aufgewendet worden, um Kirchen, Klöster, Synagogen oder Wirkungsstätten bedeutender Komponisten zu restaurieren und damit der Nachwelt zu erhalten. Erst im Frühjahr hat das Kuratorium der "Zeit"-Stiftung weitere 100 000 Euro für das Programm bewilligt.

Mit dem reich illustrierten Band "Kulturerhalt in Ostdeutschland" legt die Stiftung jetzt eine Zwischenbilanz ihres Engagements vor. Auf 120 Seiten sind die Projekte dokumentiert - von St. Marien in Greifswald bis zur Stadtkirche im thüringischen Meiningen, von der Merseburger Domschatzkammer bis zum Leipziger Bach-Archiv.

Warum gibt eine Hamburger Stiftung Geld für Denkmalpflege in Ostdeutschland? "Weil das dort besonders notwendig ist und auch weil sich unsere Stiftung schon seit Gerd Bucerius und Marion Gräfin Dönhoff dem Osten besonders verbunden fühlt", sagt Andreas Hoffmann, Projektleiter für Kunst- und Kulturvorhaben. Dabei spielt Mecklenburg-Vorpommern nicht nur wegen seiner geografischen Nähe zu Hamburg eine besondere Rolle. "Es gibt zahlreiche historische Verbindungen zu dieser Kulturlandschaft, die wir bereits in früheren Jahren mit unserem Programm 'Für die Zukunft gerettet' gefördert haben", sagt Hoffmann und erinnert daran, dass bis zum Jahr 2006 insgesamt 36 historische Orgeln im nordöstlichen Bundesland mit Stiftungsmitteln restauriert werden konnten. Insgesamt wurden für dieses Programm, in das man später noch weitere Orgeln in Sachsen-Anhalt und Brandenburg aufnahm, 1,1 Millionen Euro investiert.

Dabei ist die "Zeit"-Stiftung nicht allein tätig, sondern koordiniert ihr Engagement mit anderen öffentlichen, kirchlichen und privaten Förderern wie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt oder der ebenfalls in Hamburg ansässigen Hermann-Reemtsma-Stiftung. 31 denkmalgeschützte Objekte konnten im Rahmen von "Kulturerhalt in Ostdeutschland" gerettet werden. Viele dieser vor dem Verfall bewahrten Kulturstätten sind in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt, daher bietet der mit vorzüglichen Fotos ausgestattete neue Band viele Anregungen zu kulturellen Entdeckungsreisen.

Das Buch "Kulturerhalt in Ostdeutschland" kann über die "Zeit"-Stiftung kostenlos bezogen werden, zum Beispiel per Mail: hamann@zeit-stiftung.de