Hamburg. "Man kann es nicht erzählen", wiederholt die junge Witwe des Feuerwehrmanns gleich mehrmals. Und doch redet sie sich in Swetlana Alexijewitschs Monolog "Tschernobyl -Eine Chronik der Zukunft" alles Leid - verursacht durch die Kernkraftwerks-katastrophe, den Tod ihres Mannes und Kindes - von der Seele. Wie Jessica Higgins in aller Einfachheit und Direktheit das Unvorstellbare vergegenwärtigt und niemals vorspielt, ist ein besonderes Erlebnis beim Kaltstart-Festival, das noch bis Ende der Woche über die Bühnen geht. Ein Erlebnis, das die Zuschauer noch zu später Stunde im Kulturhaus III&70 fesselt und bestürzt.

Ebenfalls vom Landestheater Tübingen kam Peter Walgramms Inszenierung von Martin McDonaghs makabrer Farce "Eine Enthandung in Spokane". Hier packt Patrick Schnickes Studie eines Einsamen, der voller Galgenhumor davon träumt, ein Held zu sein.

In den unterschiedlichen Charakterporträts spielten sich die Darsteller um Kopf und Kragen und zeigten: Es braucht nur wenige, doch klug und ehrlich eingesetzte Ausdrucksmittel, um maximale Wirkung zu erzielen.

Kaltstart-Festival 2012 bis 14.7., Kulturhaus III&70, Schulterblatt 73; www.kaltstart-hamburg.de