Jack White zelebriert mit seiner sechsköpfigen Band den Blues im Docks

Hamburg. Männer- oder Frauenband? Die Frage bleibt ein Geheimnis, bis Jack Whites Band die Bühne des seit Monaten ausverkauften Docks betritt. Deshalb liegt ein großes himmelblaues Tuch über dem Schlagzeug, denn anhand der großen Trommel und des Konterfeis von Daru Jones hätten die Fans schnell erkennen können, welche Combo beim Hamburger Konzert spielen wird.

Als Los Buzzardos auf die Bühne kommen, wird die Decke weggezogen, und der muskelbepackte Jones bearbeitet die Becken schon, bevor er auf seinem Schlagzeugschemel Platz genommen hat. Der schwarze Drummer ist Jack Whites Energiezentrum an diesem Abend, ein ebenso kraftvoller wie furioser Trommler. Mit "Dead Leaves And The Dirty Ground" von Whites früherer Band The White Stripes beginnt das Konzert. Mit Meg White hatte er den Blues in der Form des Duos auf Gitarre und Schlagzeug reduziert und verdichtet, mit seiner neuen sechsköpfigen Band eröffnet er sich wieder größere Klangmöglichkeiten.

Mit "Hotel Yorba" legen die sechs Musiker einen schmissigen Country-Gassenhauer hin, für das folgende "Trash Tongue Talker" setzt White sich ans Klavier und begibt sich auf eine musikalische Reise nach New Orleans.

Doch die 85 Minuten Spielzeit sind überwiegend geprägt vom Blues. Jack White, inzwischen in der Musikermetropole Nashville ansässig, bedient sich bei den schwarzen Country-Bluessängern und macht deren Themen zu seinen eigenen. Liebe, Verrat, Einsamkeit und all das Elend der Welt drückt er in diesen aggressiven kurzen Songs aus. Es lässt die Gitarre schreien, er lässt sie aufheulen und kreiert mit seiner Band einen mitreißenden infernalischen Vorhöllen-Sound.

Für Verschnaufpausen ist keine Zeit, ein Song nach dem anderen prügelt diese exquisite Band heraus. White ist die zentrale Figur, immer wieder läuft er auf Drummer Daru Jones zu, als wolle er ihn attackieren, spielt Duette mit Bassist Dominic Suchyta oder singt gemeinsam mit Multiinstrumentalist Cory Younts die Refrains aus dem Hintergrund der Bühne.

Diese schweren Bluesnummern mit den schneidenden Gitarrenriffs und den kurzen Soli erinnern an Led Zeppelin und die Art, wie weiße Rockbands in den 70er-Jahren den schwarzen Blues neu interpretiert und populär gemacht haben.

Mit seiner hellen Stimme und seinen Fähigkeiten als Gitarrist wirkt Jack White wie eine Symbiose aus Robert Plant und Jimmy Page, den beiden legendären Frontmännern von Led Zeppelin. Vielleicht sollte Page den Amerikaner fragen, ob er nicht den Vokalpart von Plant für eine Led-Zeppelin-Reunion übernehmen würde. Es gibt zurzeit keinen anderen so jungen weißen Musiker, der den Blues so verinnerlicht hat wie Jack White. Er überstrahlt in diesen Tagen alles und jeden. Den Beweis dafür hat er auch in Hamburg eindrucksvoll erbracht.