Christian Klandts brillantes Jugenddrama “Little Thirteen“ ist hart, aber ehrlich. Es erzählt von sozialer Verwahrlosung und moralischen Urteilen.

"Ich mach einfach die Augen zu und stelle mir vor, dass es immer derselbe Typ ist", erklärt Sarah zu Beginn aus dem Off. Sarah ist 13, sieht aus wie 16 und kann sich kaum noch an all die Kerle erinnern, mit denen sie geschlafen hat. Der schnelle Sex kommt den Unverbindlichkeitsbedürfnissen der Jungs entgegen und für Sarah ist er ein leicht flüchtiger Ersatz für eine Geborgenheit, die ihr im Leben schon lange fehlt.

Sarahs Mutter ist 29 (Isabell Gerschke), benimmt sich so, als wäre sie ihre Schwester, und vernascht gelegentlich auch einen von Sarahs jungen Liebhabern. Die sexuelle Beliebigkeit ändert sich, als Sarah den Gymnasiasten Lukas (Joseph Bundschuh) kennenlernt und sich das ganz anders anfühlt als bei all den anderen. Was Sarah nicht weiß: Lukas und sein Freund lassen die Kamera laufen, wenn sie mit einem Mädchen schlafen, und verkaufen die Aufnahmen an einen Kinderporno-Dealer. Während Sarah sich zu verlieben beginnt, stellt ihre beste Freundin Charly (Antonia Putiloff) fest, dass sie schwanger ist, und hat keine Ahnung, von wem. Nacheinander trifft sie sich mit den potenziellen Kandidaten und versucht herauszufinden, wer davon am besten als Vater geeignet ist.

Tief hinein begibt sich Christian Klandt mit "Little Thirteen" in die Welt der sozialen Verwahrlosung und nähert sich ohne paternalistische Betulichkeit und moralische Verurteilungen seinen Figuren. Hart, aber ehrlich zeigt der Film die soziale Realität in Deutschland und ebenso sensibel ist Klandts Umgang mit den Figuren, die vom Filmemacher einen Vorschuss an Vertrauen und Akzeptanz bekommen, den sie im echten Leben kaum erfahren würden. Das, wovon der Film erzählt, die sexuelle Hyperaktivität von 13-Jährigen, Teenager-Schwangerschaft, Kinderpornografie und das erzieherische Versagen der Eltern - all das sind schockierende Zustände, die die Mehrheitsgesellschaft nur aus der sicheren Distanz von Überschriften und TV-Berichten wahrnimmt. "Little Thirteen" gelingt es ebenso einfühlsam wie ungeschönt, diese Zustände als das zu zeigen, was sie sind: die bittere, gesellschaftliche Normalität, in der jugendliche Glücksansprüche gegen die Macht der Verhältnisse kaum eine Chance haben.

Bewertung: empfehlenswert

"Little Thirteen" D 2012, 90 Min., ab 12 J., R: Christian Klandt, D: Muriel Wimmer, täglich im Abaton; www.littlethirteen.x-verleih.de