Julie Delpys “2 Tage New York“ übertreibt mit Klischees. Ihre Culture-Clash-Komödie ist nicht so leichtfüßig wie ihr Regiedebüt “2 Tage Paris“.

Julie Delpy - da denkt man gerne zurück an Volker Schlöndorffs "Homo Faber", vor allem aber an Richard Linklaters "Before Sunrise" und "Before Sunset". Seitdem ist eine Menge passiert, zum Beispiel, dass die Schauspielerin 2007 mit "2 Tage Paris" ein lustiges Regiedebüt gab. Nun, fünf Jahre später, dreht Delpy den Spieß um und holt den französisch-amerikanischen Culture Clash nach Manhattan.

Marion, so ihr Name, arbeitet als Fotografin und hat einen neuen Freund, den afroamerikanischen Radiomoderator Mingus, gespielt vom US-Stand-up-Comedian Chris Rock, der hier seltsam zurückgenommen und konfliktscheu agiert. Ihre Patchwork-Familie wird hart auf die Probe gestellt, als Marions Pariser Klüngel zu Besuch kommt: Vater Jeannot (wieder gespielt von Delpys wirklichem Vater Albert), ihre hibbelige Schwester Rose (Alexia Landeau) und deren nervigen Liebhaber Manu (Alex Nahon). Von nun an wird jedes Klischee, das man über Franzosen im Hinterkopf hat, einmal kurz angetippt, von dem Lebensmittel-Depot, das der Vater durch den Zoll schmuggeln will, über die sexbesessene Nackedei-Schwester bis zu Manu, der Schwarzen alles zutraut. Das ist nicht immer witzig, im Gegenteil: Die Leichtfüßigkeit, mit der Delpy im Vorgänger kulturelle Unterschiede auf die Schippe nahm und Vorurteile ironisch konterkarierte, ist hier viel Albernheit und Klamauk gewichen.

Doch da ist noch genug köstlicher Unsinn, der Spaß macht, zum Beispiel die Spitze gegen die New Yorker Kulturszene: Marion verkauft auf einer Fotoausstellung ihre Seele an den Meistbietenden - und will sie nun verzweifelt zurück. Darauf muss man erst einmal kommen.

Bewertung: annehmbar

"2 Tage New York" F/D 2012, 91 Min., ab 12 J., R: Julie Delpy, D: Julie Delpy, Chris Rock, Albert Delpy, Alexia Landeau, täglich im Abaton (OmU), Holi, Passage, Zeise; www.2tagenewyork.senator.de