Der Psychothriller “Sleep Tight“ besticht durch das komplexe Spiel mit Perspektive. Hinter freundlichen Fassaden lauern da die Abgründe.

Vor fünf Jahren erzeugte Regisseur Jaume Balagueró in "[REC]" eine Atmosphäre der Hysterie, als er zeigte, wie in einem Mietshaus eine Seuche ausbrach, die die Menschen in aggressive Monster verwandelte. Auch "Sleep Tight" vermittelt dem Zuschauer ein Gefühl der Klaustrophobie, denn erneut haben wir es mit einem beschränkten Schauplatz zu tun, diesmal einem altehrwürdigen Wohnhaus in Madrid.

Hier arbeitet der nicht mehr ganz junge César als Concierge. Zuvorkommende Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, zu denen ihn seine Stellung verpflichten, erweisen sich jedoch schnell als Fassade. Mehr noch: Die morgendliche Idylle, wenn er neben der attraktiven Clara aufwacht, birgt ein dunkles Geheimnis. Verraten wir nur so viel: César ist besessen von ihr - entsprechend ist dies eine höchst einseitige Beziehung, die ihn mehr und mehr zu recht drastischen Mitteln greifen lässt, um ihre Liebe zu erringen.

Was "Sleep Tight" von anderen Psychothrillern unterscheidet, ist das komplexe Spiel mit der Perspektive. Statt des sonst vorherrschenden Blickwinkels des drangsalierten Opfers wählt "Sleep Tight" die Perspektive des Täters. Indem er aus dem Blickwinkel von César viele der Mieter als selbstsüchtige Tyrannen dastehen lässt, die ihm absichtlich das Leben schwermachen, setzt er den Zuschauer einem Wechselbad der Gefühle aus. Da mutet diese Figur schon fast als Wiedergänger von Norman Bates in Hitchcocks "Psycho" an. Wozu der fähig war, begriff man ja auch erst nach und nach.

Bewertung: empfehlenswert

"Sleep Tight" Spanien 2011, 100 Min., ab 16 J., R: J. Balagueró, D: L. Tosar, M. Etura, im Cinemaxx, UCI Smart-City; www.sleeptight.senator.de