Wenn sich der Jetset in der Strandbar zum Cocktail trifft: Dietmar Loefflers neuer Liederabend stellt die Frage “Sylt - ein Irrtum Gottes?“

Schon in der Schule fragte sich Dietmar Loeffler ("Männerbeschaffungsmaßnahmen", "Pasta e Basta"), warum Gott ins Paradies einen Baum der Erkenntnis pflanzte, um zur Sünde zu verführen. Das sei ein Irrtum Gottes, erklärte ihm sein Religionslehrer.

Jahre später gab ihm diese Episode die Eingebung für "Sylt - ein Irrtum Gottes?", Uraufführung ist am 7. Juli in den Kammerspielen. Provokanter Titel für einen Liederabend, der eher als Musical funktionieren soll. Schon lange schwebte dem Autor, Komponisten und Pianisten vor, die Lieblingsinsel der Hamburger in den Mittelpunkt einer anspielungsreichen Komödie über politische Doppelmoral zu rücken.

Im sommerlichen Sylt trifft sich der Jetset in Katjas (Carolin Fortenbacher) Strandbar Wonderbar. Befeuert von der Wirkung exzellenter Cocktails, gärt hier eine Idee. Sylt, diese finanzstarke, aber von Abspülungen ständig bedrohte Insel, soll ein vom Rest der Republik unabhängiger Freistaat werden. Ein ehrgeiziger Politiker will eine große Aktion und lädt einige Politikerkollegen zu einem Wochenendausflug an die Nordsee. Der allerdings entgleist in eine Orgie - "Bunga Bunga" lässt grüßen - was wiederum die Klatschreporterin Ina Briese (Ella Endlich) auf den Plan ruft. Viele der Figuren haben reale Vorbilder, die der Zuschauer mit etwas Fantasie erraten wird und die für sichere Lacher sorgen dürften. Mit bissiger Zunge entlarvt Loeffler die saturierten und gesetzten Inselbesucher, die Medienbranche, den Ehrgeiz geltungssüchtiger Politiker.

Für sein Herzensprojekt hat Erfolgsautor Dietmar Loeffler wieder eine Reihe Songs arrangiert. Von Tim Bendzkos "Nur noch kurz die Welt retten" bis zu "Sylt ist göttlich" und Songs von Queen, George Michael oder Nat King Cole. Sogar eine Sylt-Hymne hat er geschrieben. Dabei entfernt er sich weit vom Format des klassischen Liederabends. "Hier greifen Musik und Text ineinander. Es gibt nicht eine Grundsituation mit Figuren, die skurrile Momente durchleben, sondern eine richtige Handlung", erzählt Loeffler. "Der Abend würde auch ohne Musik funktionieren, wie ein vertontes Bühnenstück." Erstmals hat Loeffler eine Liebesgeschichte eingebaut, bei der ein bei Schweinswalen geborenes Findelkind mit Sprachfehler eine Rolle spielt.

Langjährige Loeffler-Fans, werden auch Figuren aus der Vorgängerinszenierung wiedererkennen. Loeffler, der auch in "Thalia Vista Social Club" mitspielt und -musiziert und am Schauspielhaus in "Trostpreis für Deutschland", "Mein Ball" und "Zigeunerjunge" zu sehen war, genießt es sichtlich, dass inzwischen jedes Stadttheater mindestens einen Liederabend im Programm hat. Erneut darf er nun mit leichter Muse die Sommerpause in den Kammerspielen versüßen. "Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe", sagt Loeffler. "Boulevard ist viel schwieriger als eine moderne Dekonstruktion."

"Sylt - Ein Irrtum Gottes?" Uraufführung 7.7., Termine bis 12.8., 20.00, Kammerspiele (U Hallerstraße), Hartungstraße 9-11, Karten 26 bis 45,- unter T. 0800/413 34 40; www.kammerspiele.de

Entdecken Sie Top-Adressen in Ihrer Umgebung: Theater in Hamburg-Rotherbaum