Das ZDF zeigt vier weitere Folgen der Kommissar-Stolberg-Reihe. Der Film “Trance“ erzählt heute Abend vom Tod eines jungen Mädchens.

Schon der Titel "Trance" verrät, wohin es Kommissar Stolberg (Rudolf Kowalski) und sein Ermittlerteam zieht: ins Drogenmilieu. Und dessen Ort ist die Disco. Dort treibt sich Angela regelmäßig herum, sie ist 17 Jahre, hat sogar blondes Haar und ist immer auf der Suche nach dem Abenteuer. Seit sie acht ist, lebt sie bei ihrem Vater, dem Besitzer jener Disco, die der Ort ebendieser Geschichte ist. Und Angelas Mutter? "Ist ein wenig durchgeknallt. Sie lebt in Indien. Sucht Gott." Nico Schreiber (Wanja Mues), Stolbergs Partner, neigt zu prägnanter Zusammenfassung. Was Angela nichts mehr nützt, sie liegt tot am Flussufer, aus der Einstichstelle unter ihrer linken Brust sickert das Blut in den Rheinsand.

"Trance" nach dem Buch von Jörg von Schlebrügge ist der Auftakt zur nun schon siebten Staffel der ZDF-Krimiserie "Kommissar Stolberg"; drei weitere Folgen sind bis zum 24. Juli zu sehen, immer dienstags zur Primetime.

Es ist keine einfache Beziehung zwischen Angela (Jella Haase) und ihrem Vater Chris (Martin Brambach). An ihrem 17. Geburtstag hat er keine Zeit, mit seiner Tochter und ihren Freunden zu feiern - "Du sollst nicht so viel rauchen", sagt er zu ihr und zündet sich selbst eine Zigarette an. Vorbild geht anders, und Angela ist ein Mädchen, das die Sehnsucht nach Geborgenheit leitet in seinem Handeln.

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Als sie den drogensüchtigen Daniel trifft, einen Sohn aus reichem Kaufmannshaus, scheint sie am Ziel ihrer Wünsche zu sein. Doch Daniel ist bereits einem anderen Mädchen versprochen, eine Ehe, die den geschäftlichen Interessen von Daniels Vater dienen soll. Wahres Glück sieht anders aus.

Ins Visier gerät schnell der schmierige Fotograf Michael Köster (Antoine Monot jr.), der sich auch in der Disco seine fotografischen Opfer sucht. Er soll der Letzte gewesen sein, der Angela lebend gesehen hat, als er sie vor der Disco in lasziver Pose fotografiert hat. Und Köster hat ein dunkles Vorleben, er saß schon einmal wegen Mordes an einem jungen Mädchen im Gefängnis. Und wer einmal mordet ...

Aber auch Angelas Vater macht sich auf die Suche nach dem Mörder seiner Tochter. Doch diese von Michael Schneider in Szene gesetzte und in Rückblenden erzählte Geschichte endet mit der tragischsten aller Varianten.

Wunderbare Schauspieler liefern in "Trance" bodenständige Krimikost, was ganz anders ist in "Unter Feuer", der nächsten Stolberg-Folge am 10. Juli. Auch da sind die Schauspieler herausragend, aber auch die Geschichte nach dem Drehbuch von Natalia Gebt und Sönke Lars Neuwöhner hält diesem hohen Niveau spielend stand.

"Unter Feuer" ist ein packend inszenierter Gerichtskrimi. Zur Verhandlung kommt es, weil Stolbergs neue Kollegin Svenja Landau (Jasmin Schwiers) während eines Überfalls auf einen Supermarkt einen der Gangster erschossen und damit ihrem Chef das Lebengerettet hat. Das Opfer war Mitgliedeiner Familie, an deren Spitze der Vater wie ein Pate steht, ein mafiöser Verbund, getragen von einem moralisch fragwürdigen Ehrgedanken.

Die Verhandlung nimmt ihren juristischen Gang, bis die Familienmitglieder zu jenen Waffen greifen, die ein bestochener Gerichtsdiener in den Schwurgerichtssaal geschmuggelt hat. Es entwickelt sich ein Szenario, das dem einer RAF-Verhandlung nahekommt: Ein Haufen nervöser, gleichwohl nicht politisch gesinnter Gangster nimmt die Polizistin als Geisel und fordert Geld sowie ein gepanzertes Fluchtauto.

Und zwischen die Szenen gesetzte Luftaufnahmen von Düsseldorf zeigen die Stadt, als habe sie eine kaum lebendigere Ästhetik als die Architektonik eines Hochsicherheitstrakts, kalt und unwirtlich.

Was folgt, ist die Verkehrung der Verhältnisse in diesem kriminalistischen Kammerspiel. Stolberg - vonKowalski schon beängstigend souverän und in sich ruhend gespielt - macht die Geiselnehmer in gewisser Weise zu Geiseln, indem er die Fassade der Familie bröckeln lässt; denn nur er weiß die Wahrheit über deren Sohn Benny, der in Untersuchungshaft sitzt. Und an der Wahrheit ist dem Vater vor allem gelegen. Da ist ihm die Ehre vor der Tat.

Mit der Kommissar-Stolberg-Reihe hat das ZDF eine Krimiserie von Format im Programm. Rudolf Kowalski als bedächtiger Chef und Wanja Mues als sein jugendlich draufgängerischer Adlatus sind zwar das klassisch klischeehafte Ermittlerduo - aber das in Perfektion. Und Jasmin Schwiers, die in "Unter Feuer" Annett Renneberg ersetzt, macht aus dem Duo ein Trio, das man sich noch öfter zu sehen wünscht.

Kommissar Stolberg: "Trance" heute, 20.15, ZDF

"Unter Feuer" Dienstag 10.7., 20.15, ZDF