Das “Meerkabarett“ auf Sylt bietet bis zum 2. September Comedy, Musik und Kabarett

Rantum. Sie kommen immer wieder gern, Jahr für Jahr. Die meisten jedenfalls, ob Touristen oder Künstler. Während Erholungssuchende in der Hauptsaison schon einen gewissen finanziellen Grundstock für ein schönes Quartier und gutes Essen sowie zuweilen auch gute Nerven mitbringen müssen, erhalten Zweitgenannte für ihr Erscheinen auf Sylt noch gutes Geld. Und können vor oder nach ihrem Auftritt beim "Meerkabarett" ein paar Tage auf der Nordseeinsel ausspannen.

Kein Neid, aber so ist das eben, wenn man als Gaststar zum größten, weil zugleich längsten Kleinkunstfestival Norddeutschlands eingeladen wird. Bereits in der siebten Sommersaison spielt das "Meerkabarett" in der Event-Halle zu Rantum. Der feste gläserne Bau neben der Sylt-Quelle hat das frühere Zelttheater für die meisten Gäste vergessen gemacht. Nur das Foyer-Zelt vor der Halle zeugt noch von alten Zeiten, als am Sylter Flughafen gelegentlich Motorengeräusche die Pointen der (Klein-)Künstler übertönten.

Längst haben der Gesamtleiter Joachim Wussow und seine Frau Indra (Sylt-Quelle) das Festival mit Sponsorenunterstützung auf drei sprudelnde Säulen gestellt: Kabarett, Comedy und Musik, verbunden mit einem traditionellen Hamburg-Bezug. Diese manchmal sehr kühne Mischung zeigt sich schon in der ersten Woche.

Wenn der Essener Komiker Piet Klocke wie im vergangenen Jahr durch die (fast ausverkaufte) Eröffnungsgala führt, begrüßt er heute außer Comedienne Lisa Feller und der Musikgruppe quattrocelli mit Liedermacherin Anna Depenbusch und Bidla Buh gleich zwei Hamburger Acts. Das charmant-skurrile hanseatische Musik-Comedy-Trio hat im Vorjahr mit dem Rheingauer Musikpreis schon seine fünfte Auszeichnung erhalten und parodiert am 5. Juli in seinem neuen Programm "Tierisch gut - Die besten Liebhaber der Welt" Grammofon-Klassiker und aktuelle Hits in nostalgischem Gewand, auf dass die Haarpomade überm Frack wackelt. ZDF-"Anstalts"-Leiter Urban Priol, eher für ausgefallene Hemden, seine wirre Frisur und populäre Politpointen bekannt, feiert am 3. und 4. Juli mit "Wie im Film" seine Meerkabarett-Premiere. Gleiches gilt übrigens in diesem Jahr für Kabarettistin Gabi Decker (8.7.), den Mainzer "Klaviator" Lars Reichow (10.8.) und den "SZ"-Kolumnisten Axel Hacke (11.8.). Und dass in dieser Woche nach Bidla Buh noch JazzBaltica-Leiter Nils Landgren (6.7.) und Hamburgs Barde Lotto King Karl (7.7.) jeweils mit ihren Quartetten spielen, ist ein echtes Kontrastprogramm.

Bleiben die Konstanten: Das sind unter den insgesamt gut 50 Künstlern aus Hamburg die Depenbusch (11.7.), Hammonias Soulman Stefan Gwildis (14./15.7.), Fernsehfranzose Alfons (24.7.), Popkehlchen Annett Louisan (29.7.), die Gesangskomiker LaLeLu (25.8.), Gustav Peter Wöhler mit Band (28./29.8) und Kabarettist Horst Schroth (30./31.8.). Noch nicht satt? Küchen-Smartie Steffen Henssler tischt am 17.8. "Meerjungfrauen kocht man nicht" auf - falls die Hamburger Gruppe Radau! am Vortag beim Kinder-Rockkonzert nicht Töpfe und Pfannen zerdeppert hat.

Die Stammgäste aus NRW wie am 12. und 13.7. das rheinische "Bernie-Bärchen" Bernd Stelter und Münsters musikalischer Weltmann Götz Alsmann (17. bis 19.7.) mit seinem "Paris!"-Programm sind nicht ganz so laut. Die Dänin Gitte Haenning steht mit Band ohnehin auf Jazz (21./22.7.).

Denjenigen, die vor allem wegen der guten Luft und der Sehnsucht nach Sonne nach Sylt kommen, bleiben die Tage im Strandkorb und die Sonnenuntergänge am Meer. Natürlich mit dem Wind- und Regenrisiko, dem die Gäste in der Event-Halle trotzen können. Ansonsten auf ein Neues im nächsten Jahr!

"Meerkabarett" Mo 2.7.-So 2.9., jew. 20.15, Event-Halle Sylt-Rantum, Hafenstr. 1, Karten zu 16,- bis 42,50 unter T. 47 11 06 44 und T. 04651/ 47 11; www.meerkabarett.de