Der ZDF-Fernsehfilm “Fernes Land“ erzählt von einer Männerfreundschaft

Hamburg. Manchmal sind Fernsehfilme zu gut gemeint, um vollends zu überzeugen. In seinem als "Buddy-Movie" angekündigten Film "Fernes Land" bemüht sich Regisseur Kanwal Sethi, das sensible Thema Migration ausgerechnet im wilden Osten aufzugreifen und mit der Geschichte vom zerbröselnden Mythos ferner Paradiese und einer wunderbaren Männerfreundschaft zu verbinden.

Mark (Christoph Franken), ein rundlicher Versicherungsvertreter mit Faible für die asiatische Gourmetküche, ist nicht gut drauf. Den lang gehegten Traum einer Asienreise opfert er zugunsten eines Langeweilerjobs im Leipziger Familienunternehmen. Seine alleinerziehende Freundin Nina verlässt ihn, obwohl er nach langer Passivität die Beziehung zu ihr und ihrer kleinen Tochter zu guter Letzt doch noch per Ehe legitimieren wollte.

Schlechte Stimmung auch bei Haroon (Atta Yaqub), obwohl der eigentlich in seinem Sehnsuchtsort angekommen ist. Seit Jahren lebt er illegal in Leipzig und träumt von seinem eigenen pakistanischen Friseursalon. Doch Verstrickungen in undurchsichtige Geldgeschäfte verhindern das. Haroon wird zum Opfer von Betrügereien unter den Illegalen. Er wird um Geld geprellt, das er dringend für einen gefälschten Pass benötigt. Die Aussicht, sich eine Existenz aufzubauen, schwindet. In einer unwirtlichen, verschneiten Winternacht treffen die beiden Unglücksraben aufeinander.

Mark fährt Haroon an, der in seiner Lage natürlich keinen Kontakt mit der Obrigkeit wünscht. Eine Odyssee beginnt, die Mark immer tiefer in ein Paralleluniversum führt. Durch das Schicksal an Haroon gekettet, erhält er unfreiwillig Einblicke in lokale Machtstrukturen unter Einwanderern. Auch wenn mancher Dialog arg emotional gerät, die realistischen Nachtfahrten, von sparsamen melancholischen Gitarren unterlegt, gehen nahe und geben einen lebendigen Eindruck davon, unter welch deprimierenden Verhältnissen Flüchtlinge in einem vermeintlichen Schlaraffenland hausen. Statt paradiesischer Zustände herrschen Einsamkeit, Abzocke und ständige Bedrohung.

Mit seinem Debüt will der indischstämmige Regisseur Kanwal Sethi, der seine Karriere als Regieassistent beim Centraltheater Leipzig begann, viel. Die Milieuschilderung gelingt ihm, die Personen und ihre Konflikte charakterisiert er hingegen recht naiv und eine Spur zu politisch korrekt. Dennoch: Wenn auch auf den ersten Blick formal recht unspektakulär, ist dies ein Beitrag aus der Reihe "Shooting Stars", der das lange Aufbleiben lohnt. Weil er von einer Welt erzählt, die vielen von uns verschlossen ist. Und die nicht verschwiegen werden darf.

"Fernes Land" 0.25 Uhr, ZDF