Auf Konzerten zerschlagen sie gern Mobiliar und Instrumente: Seit mehr als 30 Jahren verbindet Extrabreit Punk und Pop - heute in der Markthalle.

Markthalle. Extrabreit wird bis heute gern als Veteran der Neuen Deutschen Welle gehandelt, als Überbleibsel aus der Zeit von Hedonismus-Hymnen wie Markus' "Ich will Spaß" oder Nenas Friedensheuler "99 Luftballons". Doch passt das wirklich zu den Hagenern um Kai Havaii und Stefan Kleinkrieg? Eher nicht. Das Quintett, das 1978 als Quartett gegründet wurde, kommt aus dem Punk. Gut, auch die NDW verortet ihre Ursprünge zum Teil dort, aber die elektronischen Klänge des New Wave waren eher stilbildend als die Drei-Akkorde-No-Future-Attitüde. Also passt das Etikett auch in diesem Kontext nicht wirklich zu Extrabreit.

Der Band aus Hagen wurde es aufgeklebt, fortan lag die Gruppe immer etwas quer in der Schublade NDW. Zu groß war die Lust an der Provokation, zu kritisch waren die Texte jenseits der beiden Lieder, auf die sie gern reduziert werden: das Hans-Albers-Cover "Flieger, grüß mir die Sonne" und natürlich "Hurra, hurra, die Schule brennt".

Daneben gab es aber auch Lieder wie "Polizisten" oder "Der Führer schenkt den Klonen eine Stadt", die gänzlich andere Töne anschlugen. Solche, die man eher bei Slime oder anderen Punks vermuten würde. Sie waren immer so etwas wie Pop-Punks. Zu sehr im Mainstream verankert, um noch als Untergrund durchzugehen, zu krawallig, um wirkliche Popstars zu werden.

Auf Konzerten zerschlugen sie gern Mobiliar und Instrumente, ihre respektlosen Texte trieb konservativeren Gemütern abwechselnd die Schames- und die Zornesröte ins Gesicht. Andererseits verstand die Band es auch, ihren Erfolg durch Marketing-Gags wie einen Kurzauftritt im Spielfilm "Gib Gas - Ich will Spaß" voranzutreiben.

Nur in der ZDF-"Hitparade", da wollten "die Breiten" partout nicht auftreten. Eingedenk der Tatsache, dass sie nach einem Streit mit Udo Jürgens einer Hotelbar verwiesen wurden (ein Bandmitglied hatte Jürgens bepöbelt, der Schlagerbarde erwies sich als recht humorlos), war schon 1982 der Ruf, sie seien nicht mehr als skandalträchtige Ulknudeln, zementiert.

Trotz allen Hin und Hers in der Besetzung, deren Fixpunkte Havaii und Kleinkrieg blieben, trotz des Spagats zwischen Ruf und Attitüde hat Extrabreit es geschafft, auch nach über 30 Jahren noch zu funktionieren. Die Männer haben den Wandel des Massengeschmacks überlebt, Duette mit Marianne Rosenberg und Harald Juhnke aufgenommen, sind zum Bandjubiläum mit dem Philharmonischen Orchester Hagen aufgetreten und haben weit mehr als 1000 Konzerte unter dem Gürtel. Ihre Platten verkaufen sich stetig, ihre Fangemeinde pilgert treu zu den Konzerten, zu denen seit zehn Jahren auch die "Weihnachts-Blitz-Tournee" gehört. Extrabreit hat eine eigene Nische zwischen Spaß und Ernst, Nonsens und Anspruch gefunden.

Extrabreit heute 21.00, Markthalle (U Steinstraße), Klosterwall 11, Tickets zu 20,- an der Abendkasse; www.die-breiten.de