Eine Glosse von Armgard Seegers

Zwischen den Jahren kommt es gelegentlich vor, dass man aus der Zeit fällt. Ist es da nicht manchmal so wie vor Jahrzehnten? Überall gibt es Parkplätze, bei der Arbeit herrscht weniger Hektik, auch der Umgangston ist freundlicher. Und wie durch Zufall zeigt der Fernseher zu Hause plötzlich nur noch Bilder in Schwarz-Weiß. Selbst der eilends hinzukommende TV-Techniker kann daran so schnell nichts ändern. Es soll also so sein.

Plötzlich ist es sehr schön, Schwarz-Weiß-Filme anzuschauen, die aus einer früheren Zeit stammen müssen. Obacht, denkt man. Gleich kommt vielleicht Klaus Kinski ins Bild, mit wütendem Blick und dämonischen Absichten. Gut möglich, dass Sonntagmittag Werner Höfers "Internationaler Frühschoppen" anfängt, mit fünf Journalisten aus sechs Ländern. Und alle rauchen. Wenn man lange genug wach bleibt, erscheint vielleicht ein Testbild - sirrende psychedelische Formen und schrille Töne.

1967 wurde in Deutschland das Farbfernsehen eingeführt, am 25. August, auf der Berliner Funkausstellung. Wir waren damals Berliner Schulkinder und besuchten die Schule an diesem Tag nicht. Weil auch die Bee Gees auf der Funkausstellung spielten. Und für die schwärmten wir. Karl Lagerfeld, Uschi Glas, Helmut Schmidt, Bud Spencer und Peter Maffay waren auch da. Klingt wie eine TV-Sendung von heute? Sag ich doch. Wenn das kein Grund ist, schwarz-weiß zu sehen.