Im Musikfilm “Blutzbrüdaz“ gibt Rapper Sido sein Kino-Debüt und zieht so mit Bushido gleich, der im letzten Jahr “Zeiten ändern dich“ zeigte.

Was Bushido kann, kann Sido erst recht, und so kommt nach "Zeiten ändern dich" aus dem vergangenen Jahr ein weiterer Film in die deutschen Kinos, in dem sich ein deutscher Rapper als Leinwandheld präsentiert, um als multimediales Phänomen seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen.

Auch hier, im neuen Film von "Chiko"-Regisseur Özgür Yildirim, wird es um raschen Aufstieg und Erfolg gehen, um Ehre und Würde, um Selbstbehauptung und Lebenskampf, angereichert um die Themenkreise Freundschaft und künstlerische Integrität. Sido spielt Otis, der im Berlin des Jahres 2000 davon träumt, zusammen mit seinem besten Freund Eddy (B-Tight) als Rapper-Duo groß herauszukommen. Zufällig lernen sie Fusco (Milton Welsh) kennen, Besitzer eines Hip-Hop-Plattenladens und angehender Produzent.

Mit seiner Hilfe erstellen die beiden Freunde ein Demotape, ganz altmodisch auf Kassette. Die schlägt ein wie eine Bombe, immer mehr Kopien müssen gezogen werden. Dann bietet Facher (Tim Wilde), Produzent bei Sony, Otis und Eddie einen gutdotierten Vertrag an ...

"Blutzbrüdaz" funktioniert in der ersten halben Stunde als durchaus authentisches, sogar sympathisches Porträt der Berliner Hip-Hop-Szene zu Beginn der 2000er-Jahre. Doch spätestens mit der Einführung des skrupellosen Plattenbosses greift Yildirim zu zahlreichen Klischees und Stereotypen, vom türkischen Drogendealer über blonde Sekretärinnen bis zum turbulenten Nachtleben. Das ständig dargebotene "Ey Alter" reicht noch nicht als Nachweis einer alternativen Sprachkultur, das Stehlen eines Mikrofons macht die Freunde noch nicht zu Gangsta-Rappern nach amerikanischem Vorbild.

Daher dürften wahre Hip-Hop-Fans enttäuscht sein. "Blutzbrüdaz" krankt an einem eigentümlichen Widerspruch. Er ist viel zu brav geraten, um als beißende Kritik an der kommerziellen Musikindustrie durchzugehen, und erliegt genau den Mechanismen, die er eigentlich bloßstellen wollte.

Bewertung: annehmbar

Blutzbrüdaz D 2011, 86 Min., ab 12 J., R: Özgür Yildirim, D: Sido, B-Tight, Milton Welsh, Claudia Eisinger, Tim Wilde, täglich im Abaton, Cinemaxx Harburg und Wandsbek, UCI Mundsburg, Othmarschen-Park und Smart-City; Internet: www.blutzbruedaz-film.de