In der Gruppenschau “frankfurter applaus“ zeigt die Power-Galerie in der Altstadt Kunst, die stichelt, von Tobias Rehberger bis Phillip Zaiser.

Power-Galerie. Noch heute lässt sich die Kunstlandschaft einer Stadt oft besser mit ihren Lücken als mit ihren Platzhirschen definieren. Was fehlt, ist meist signifikanter als das, was da ist. Kai Erdmann holt mit seiner Ausstellung "frankfurter applaus" Positionen aus der Main-Metropole an die Elbe, auch wenn einige der 13 vertretenen Künstler schon lange die geografische Flucht nach vorn angetreten haben.

Eine gewisse Lokalidentität ist dennoch nicht zu übersehen. Der Titel der Schau orientiert sich in seiner Frakturschrift an einer großen Frankfurter Tageszeitung. Hinter der stecken bekanntlich nur kluge Köpfe, hinter dem "frankfurter applaus" nur Männer. Sie alle kennen sich aus Studienzeiten in der Städelschule vor 20 Jahren. Künstler, deren aktuelle und neue Arbeiten noch heute ein unübersehbares Maß an rebellischem Geist ausströmen.

Davon künden Titel wie "Volksnähe gleich Schussdistanz" (Stefan Wieland) oder Fotografien mit postkolonialen Motiven, in die Martin Neumaier in Manier einer präzisen, aber verrätselten Info-Grafik die Buchstaben "h a s s" eingeschrieben hat. Zwei Motive, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, führt die Buchstabenkombination damit auf die richtige oder falsche Fährte. Wer weiß das schon bei solch latenter Provo-Kunst, die stichelt, aber gleichzeitig alles offenlässt? Und bei Künstlern, die bei Martin Kippenberger, Georg Herold, Hermann Nitsch und Thomas Bayerle in die Lehre gegangen sind? Ihre Namen sind in Hamburg weitgehend unbekannt, Ausnahmen bilden etwa Tobias Rehberger oder Phillip Zaiser. Trotz gemeinsamer Herkunft und neuer Arbeiten der Ausstellenden bleibt der "frankfurter applaus" eine mehr oder weniger lose Gruppenschau. Die weißen Porzellanskulpturen von Sebastian Stöhrer, Büsten, die anstelle von Köpfen und Armansätzen Brüste zeigen, Rahimi Peymans Kombinationen aus diversen Glaskolben oder Hans Petris Fotos mit Porno-Einlagen meiden das Grelle wie der Teufel das Weihwasser. Die Frankfurter eint ein latenter Hang zum dezent Verhaltenen, umso mehr aber Unter- und Abgründigen. Farbige Ausreißer wie Rehbergers Plakatwand oder Peckls Porträts aus geschredderten Magazin-Vorlagen sorgen für optische Abwechslung. Die Anerkennung gilt vor allem einer Kunst, die einst in Kippenbergers facettenreichem Credo "Durch die Pubertät zum Erfolg" einen seiner Leitfäden fand.

Power-Galerie bis 6.1.2012: "frankfurter applaus", Hopfensack 14 (Bus 3), Mi-Fr 15.00-18.00, Sa 12.00-15.00, T. 32 52 73 10; www.powergalerie.de