Weil Musik nicht immer aus Strophen und Refrains bestehen muss

B-Movie. Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang, vielleicht noch ein Keyboard oder einige Bläser: Das kann langweilig werden. Zumindest für diejenigen, die auf der Suche nach experimenteller Musik sind, die lieber durch das Unterholz der musikalischen Avantgarde brechen als über die erleuchteten Alleen der Popkultur zu flanieren. Der Verein Hörbar fördert genau solche Musiker. Zum jährlichen Festival am Jahresende kommen auch in diesem Jahr an zwei Abenden DJs, Label und Künstler zusammen.

Künstler wie Jean-Hervé Péron, der - wenn er nicht gerade mit den altgedienten Kraut-/Experimentalrock-Recken von Faust aufspielt - sein Herz an Betonmischer verloren hat. Sein "Poème pour Bétonnière et Orchestre" krankt zwar daran, dass Péron laut eigener Aussage "noch kein Symphonieorchester gefunden" hat. Das hält den Wahlhamburger mit französischen Wurzeln aber nicht ab.

Zu einem neuen Ganzen verflechten Heidrun Schramm und Nicolas Wiese ihre Klang- und Bildstrukturen. Aus der Unterschiedlichkeit des Ausgangsmaterials beider Künstler entsteht auf der Bühne ein faszinierendes Ganzes. Der Berliner kakawaka schließlich umschreibt das, was er macht, kurz und bündig: "kakawaka makes noise." Seine Produktionen ziehen marodierend und brandschatzend durch die Gehörgänge und hinterlassen den Zuhörer ebenso überfordert wie fasziniert.

Am Donnerstag wird sich Wellenfell, die "halb automatische Backingband von Jan Thoben und Boris Hegenbart", mit dem Improvisationsmusiker Sascha Demand zusammenraufen, zwischen Gitarre und elektronisch präpariertem Schlagzeug Klangminiaturen erzeugen. 50 Wecker dienen Les Trotteuses als Instrumente, die beiden Französinnen entlocken den wenig geliebten Geräten eine Art Minimal-Musik. Simon Whetham arbeitet hingegen mit Geräuschen und Tönen, die er auf der ganzen Welt aufnimmt.

Musik muss glücklicherweise nicht immer nur aus Strophen und Refrains bestehen.

Hörbar-Ausklang-Festival Do 28./Fr 29.12., jew. 20.00, B-Movie (S Reeperbahn), Brigittenstraße 5, Karten für einen Abend zu 6,-, für beide zu 10,- an der Abendkasse; www.hoerbar-ev.de