Eine Erklärung von Matthias Gretzschel

Jeder weiß, dass "Wallensteins Lager" von Friedrich Schiller geschrieben wurde. Wirklich jeder? Am 6. Dezember schrieb ich an dieser Stelle den folgenden Satz: "'Wo viel verloren wird, ist manches zu gewinnen', hat Goethe in 'Wallensteins Lager' geschrieben." "Wallenstein" von Goethe, das klingt wie "Eine kleine Nachtmusik" von Schubert. Selbst der "Spiegel" sah sich genötigt, diesen Umstand in seinem "Hohlspiegel" zu erwähnen.

Doch gemach. Schiller sei zwar sein "Wallenstein" gegönnt, doch Experten wissen, dass auch Goethe einen Text mit der Überschrift "Wallensteins Lager" verfasst hat. Das kam so: Am 18. Juli 1818 fand anlässlich des Besuchs der russischen Zarenwitwe in Weimar ein Maskenzug statt, für den Goethe den Text schrieb. Als Selbstdarstellung des dichterischen Weimars schildert er hier Szenen aus eigenen Dichtungen sowie von Wieland, Herder und Schiller. Das Stück wurde unter dem Titel "Maskenzug in Weimar" im "Morgenblatt für gebildete Stände" veröffentlicht. Ein Abschnitt trägt den Titel "Wallensteins Lager", aus dem stammt das Zitat.

Korrekt hätte ich zitieren müssen: "Ein Maskenzug in Weimar/Wallensteins Lager", meine verkürzte Quellenangabe bot Raum für Missverständnisse. Angesichts der vielen Leserbriefe gab mir folgendes Zitat Trost: "Wohl dem, der gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann, und preiszugeben mit Würde, was er nicht retten kann." Das ist von Schiller.