Radikaler Kontrapunkt zum Geschenkeweihnachten, zu Gänsebraten und "Jingle Bells": die aus neun Teilen bestehende Orgelmeditation "La nativité du Seigneur" (Die Geburt des Herrn) von Olivier Messiaen. Eberhard Lauer, Kirchenmusiker am Mariendom Hamburg, spielt dieses in jeder Hinsicht unfassbare Werk am zweiten Feiertag in der Weihnachtsmatinee.

Dass sich an Weihnachten ein Wunder ereignet hat, etwas Übernatürliches, das mit rein menschlichen Maßstäben nicht zu erfassen ist, zeigt sich in Messiaens zutiefst metaphysischer Musik gleich in den ersten Takten. Wie Sternenstaub schweben die Klänge von "La vierge et l'enfant". Es ist ein sublimer Himmelsgesang in irisierenden Farbnuancen, der die Fleischwerdung des Gottessohns noch etwas hinauszuzögern scheint. Messiaen schrieb das Werk mit 27 Jahren, doch vom Ungestüm der Jugend ist auch in den irdischeren Passagen, die sich zu einem klangmächtigen, in üppigen Clustern blühenden Finale verdichten, nichts zu spüren. Wer in der Welt der Dinge nach Katharsis sucht, könnte hier fündig werden.

La nativité du seigneur Eberhard Lauer spielt Messiaen Mo 26.12., 12.00, Domkirche St. Marien (U/S Hbf.), Danziger Straße, Eintritt 8,-, erm. 5,-