In Bayern ist es ja so: Da spaziert der Hungrige ins Wirtshaus, sucht sich einen freien Tisch aus oder quetscht sich mit auf eine an sich schon sehr volle Bank. Geht scho! Am Speersort geht das nicht. Da wartet gleich hinter dem Eingang des Restaurants eine nette Dirndl-Dame, sagt an, wo der reservierte Tisch steht, und schickt Menschen ohne Reservierung wieder nach Hause, weil das neue Hofbräu in der Regel ausgebucht ist - auch wenn es groß ist wie eine Turnhalle auf zwei Ebenen. Es hat sich bereits herumgesprochen, dass dieses Wirtshaus dem Original sehr nahe kommt: Da ist die Haxn (mit Knödel und Krautsalat für 14,50 Euro) groß und knusprig, hier kommt der Leberkäs frisch aus dem Rohr, trägt geschmelzte Zwiebeln und Spiegelei und wird begleitet von einem schmackhaften Kartoffelsalat (9,20 Euro). Während der Gast zufrieden kaut und sich die Lippen leckt, bleiben seine Augen immer wieder an den vorbeigetragenen Gerichten hängen: Das Spezial-Backhendl (11,90 Euro) oder der ofenfrische Burgunderbraten mit dunkler Biersauce (10,90 Euro) wären auch eine Option gewesen! Ich hätte hier gern die Lizenz zum Reinbeißen.

Die Portionen sind groß und machen Bauarbeiter satt, das kleinste Bier misst einen halben Liter (3,80 Euro). Es ist laut, wie es in einem Wirtshaus sein muss, die Menschen rufen und lachen - wer heiser ist, sollte besser nicht herkommen. Von Donnerstag bis Sonnabend spielt abends eine Live-Band, und spätestens dann wippt die Holzbank unterm Po.

Bei diesem Dauertrubel ist das Personal erstaunlich freundlich. Wie unzählige Heinzelmännchen eilen sie umher und erledigen ihre Aufgaben. Ich hatte an einem Abend alleine vier verschiedene Bedienungen, irgendeiner ist immer in der Nähe. Für verliebte Pärchen gibt es auch einen Platz: Ein leeres, überdimensionales Bierfass steht ein wenig abseits und umhüllt seine Gäste schützend wie ein Kokon.

Silvester veranstaltet das Hofbräu am Speersort eine Gala, für die es zurzeit noch Karten gibt: Für 69 Euro darf der Gast ans Schmankerlbüfett und bekommt Freigetränke bis 23.30 Uhr (Bier, Rot- und Weißwein sowie Anti-Alkoholisches). Wer 2011 am liebsten vergessen will, kann sich alternativ für 10,80 Euro das Getränk "für die Hoart'n" bestellen: eine Mischung aus HB Dunkel, Cola und Eckes Edelkirsch. Wahrscheinlicher ist aber, dass sich in dieser Menge an Leuten sicher jemand findet, der um Mitternacht gerne mit zum Feuerwerk an die Alster kommt - und das Jahr versöhnlich endet.

Hofbräu Wirtshaus So-Do 10.00-1.00, Fr/Sa 10.00-2.00, Am Speersort 1 (U Mönckebergstraße), T. 57 01 53 71; www.hofbraeu-wirtshaus.de