Die Musik-Comedians Rebecca Carrington & Colin Brown gastieren mit neuer Show

Schmidt-Theater. Colin Brown muss ein großzügiger, selbstbewusster Mann sein. Der Comedian ist der Ehemann von Cellistin Rebecca Carrington und hat einen ernsthaften Rivalen: das 229 Jahre alte Instrument, mit dem seine Frau eigentlich verheiratet ist. Viele Stunden täglich verbringt sie übend mit der kostbaren, verständlicherweise verhätschelten Klangkiste - zärtlich von ihr Joe genannt. Doch Brown hat eine gute Portion Humor, wie er in der neuen Show "Mit Schirm, Charme und Cellone" beweist. Er trägt darin, ganz britischer Gentleman aus Berlin, Melone und hält sich an seinen Spruch: "Black never cracks", schwarze Komikerkerle sind nicht unterzukriegen. Auch nicht von musikalischen Ehefrauen.

Allerdings macht es ihm die Engländerin - sie ist mit dem Gatten vor einigen Jahren an die Spree gezogen - als Partnerin auf der Bühne und im Leben leicht: Sie ist schlagfertig, selbstironisch und witzig. Der virtuosen Ulknudel ist jeglicher Dünkel einer elitären oder genial verbiesterten E-Musikerin völlig fremd.

Dabei hätte die renommierte Cellistin einigen Grund dazu. Sie konzertierte mit dem Londoner Symphony Orchestra und dem Royal Philharmonic Orchestra, wirkte bei Filmmusikaufnahmen zu "Der Herr der Ringe", "Harry Potter" und "Hannibal" mit. Sie sang im Hintergrundchor von Aretha Franklin, Paul McCartney und Randy Newman. Das hat sie übrigens auch mit ihrem Mann Colin Griffiths-Brown gemeinsam. Der Dudelsack spielende Schauspieler ging mit Robbie Williams auf Tournee, nachdem er zehn Jahre lang den Bass für die britische A-cappella-Gruppe The Magnets gesungen hatte. Davor tourte der Comedian mit der Royal Shakespeare Company und ist auf Show-Bühnen im Londoner West End aufgetreten.

Kurz: Die beiden sind als Paar eine Wucht. Hochmusikalisch und echt komisch. Carrington schafft mühelos den Sprung von einer Bach-Sonate für Cello zum Police-Song "Every Breath You Take". Sie parodiert den Soundtrack von Bollywood-Filmen, entlockt dem Cello indische Sitar-Klänge, schlägt auf dessen fragilem Holzkörper den Takt zum Gesang, wobei sie von der hohen Frauenstimme zur dunkel bellenden Männerlage wechselt.

Joe lässt seiner Rebecca zuliebe auch allerlei Spielchen mit sich treiben - schon um dem mit Dudelsack-Gezeter auftrumpfenden Rivalen Colin eins auszuwischen. Will es seine Gebieterin, mutiert das Cello brav zur Gitarre, lässt verblüffend authentisch Flamenco-Klänge hören und lässt sich sogar dazu herab, wie eine schottische Sackpfeife zu winseln.

Rebecca Carrington ist aber nicht nur eine fingerfertige Saitenkünstlerin, eine Spitzenkönnerin auf dem Cello, sie ist eben auch eine Vollblutkomikerin und Vokal-Virtuosin. Ihre Lippen spitzend, übernimmt die wandlungsfähige Streicherin den ordinären Blechbläserpart und macht für den Blues-Gesang von Colin Brown die Trompete. Ein echter Liebesbeweis für ihre beiden Lover. Denn Joe, in Texas despektierlich als "Bassfiddle" bezeichnet, schweigt noch immer eingeschnappt. Nicht nur bei dieser Nummer sind Rebecca Carrington und Colin Brown unter sich: Dann beweisen sie strahlend, wie charmant, glänzend und komisch sie zu zweit musizieren und miteinander harmonieren.

Mit Schirm, Charme & Cellone Mi 21.12., 19.00 u. Do 22.12., 20.00, Schmidt-Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 24-28, Karten zu 16,50 bis 25,30 unter T. 31 77 88 99; Internet: www.tivoli.de