Das Trio Me Succeeds bewahrt auf dem neuen Album “Rongorongo“, das als Gratisdownload erscheint, einen Sound voller Knistern und Wärme.

Hamburg. Rongorongo war die Sprache der Osterinseln, ein Sprach- und Schriftsystem, das als unentschlüsselbar gilt und nur auf wenigen Tafeln erhalten ist. "Rongorongo" ist auch der Name des neuen Albums der Hamburger Band Me Succeeds. Die Musik, die Sebastian Kokus, Lorin Strohm und Mona Steinwidder mit klassischer Indie-Instrumentierung entwerfen, ist strukturell dem Minimal-Techno und Elektro verpflichtet. Sie produzieren mit Gitarre und Bass, Klarinette, Xylofon, Stage-Orgel und Drum-Computer einen organischen Rhythmus-Kunstsound, zu dem man tanzen oder ganz und gar besinnlich einschlafen kann. In jedem Fall ist es Musik, die einen in eine andere Welt versetzt.

Die beiden Sänger Mona Steinwidder und Lorin Strohm singen manchmal aneinander vorbei, als benutzten sie verschiedene Sprachen. Die eine im sanften, sakral anmutenden Feingesang, der andere mit vorsichtigem Sprechgesang, der immer einen Takt neben der Spur läuft. Und doch fügen sich die atmosphärisch-kryptischen Texte mit intuitivem Verständnis immer zu einem Ganzen zusammen.

Me Succeeds erzählt auf "Rongorongo" vom Vergessen, von Unverständnis zwischen Sender und Empfänger und vom eigenen Nicht-Verstehen des Selbst. In "Seventeen", dem Eröffnungsstück von "Rongorongo", heißt es: "Others grow faster than me, they are already grown up, but I feel like seventeen" - andere werden erwachsen, und ich fühle mich wie ein Teenager. Beschrieben wird hier der Umbruch im Leben eines Menschen, wenn sich die Zusammenhänge und Vorzeichen ändern. Die besten Freunde heiraten und erwarten den ersten Nachwuchs, was eine Reihe von Fragen hervorruft: Wie lange lässt sich das künstlerische Leben noch führen, bei dem man sich an einem Dienstag um 15 Uhr zum Frühstücken im Pudelcafé trifft, um über seine Musik zu sprechen?

Doch Me Succeeds geht es mit der Idealisierung von Naivität, Intuition und Jugend nicht darum, in den Tag hineinzuleben, sondern sich den von Neugier getriebenen künstlerischen Drang zu bewahren, den man hatte, als man die allerersten Stücke aufnahm. Ebenso bewahrt hat sich das Trio einen charmanten Sound voller Knistern, Knacken und Wärme. In "That's Why I Cast A Shadow" wurde Mona Steinwidders Gesang zu Hause mit dem Laptop-Mikro aufgenommen. Dadurch entstehen ein hintergründiges Rauschen und einer der besten Songs des Albums.

Me Succeeds hat mit "Rongorongo" ihr viertes Album veröffentlicht, es erscheint beim eigenen Label I Saw Music. I Saw Music widmet sich vor allem dem haptischen Musikerlebnis und dem Audiophilen: Veröffentlicht wird in Form von Vinyl und Kassetten, und darauf vor allem elektronische Musik und Indie aus Hamburg und München. Immer mit einem Gespür für das Besondere, Intime. So "vergessen" die Betreiber von I Saw Music die jährlich erscheinende Mix-Kassette absichtlich in Bussen und Bahnen und an ausgewählten Orten, damit sich ein Finder an der Überraschung erfreuen kann.

Das neue Album von Me Succeeds erscheint als Gratisdownload auf der Bandwebsite und als Vinyl in kleiner Auflage mit einem Siebdruckcover. Durch eine leichte Verschiebung der Druckplatte wird jedes der 300 mit quadratischen Formen bedruckten Plattencover zum Unikat. Eine CD wird es nicht geben, die Zeiten der silbernen Scheibe seien vorbei, sagt Mona Steinwidder: "CDs eignen sich nur noch dazu, an Bäume und Strommasten genagelt zu werden, weil durch die Lichtreflexionen Wild davon abgehalten wird, auf die Straße zu laufen."

Me Succeeds - Rongorongo (I Saw Music), www.mesucceeds.de / www.isawmusic.de