Thalia in der Gaußstraße. Ein irritierendes Geräusch ertönt mithilfe eines Bindfadens und zweier Schalen, von Penthesilea (Patrycia Ziolkowska) mit ruhiger Hand bedient. Nebenan hat sich Achill (Philipp Hochmair) von seinem Tisch erhoben, er ist barfuß und trägt Armee-Montur. Mal antwortet er mit demselben Geräusch, später lässt er schwere Murmeln in eine Blechdose fallen.

Wir verabschieden das Jahr des 200. Todestages Heinrich von Kleists. Womöglich schwebte Christine Ratka eines seiner letzten Werke, die Novelle "Die heilige Cäcilie oder Die Gewalt der Musik", vor bei der Konzeption ihres Abends "Penthesilea. Konzertantes Hörstück nach Heinrich von Kleist". Musik galt dem Dichter als "die Wurzel" aller übrigen Künste.

In "Penthesilea", das an diesem Donnerstag erneut in der Garage des Thalia in der Gaußstraße zur Aufführung kommt, hat der Hamburger Musiker und Komponist Michael Meierhof das Ringen der Amazonenkönigin mit den Griechen und mit Achill mit experimentellen Klangwelten versehen. Er hat berückende Sounds mit Elektromotoren und Resonatoren an einem Konzertflügel kreiert, die über das gesprochene Wort hinaus neue Räume eröffnen. Der Zuschauer wohnt einem packenden Live-Hörspiel bei, wird zum fast privaten Zaungast bei einem höchst intimen Kunstvorgang. Wunderbar steigern sich die Darsteller in die Seelennöte ihrer Figuren und das Schlachtgetümmel hinein. Als Dritter im Bunde gibt Eckhard Rhode den Erzähler, wobei er sich gegen die Top-Stars des Thalia-Ensembles schwerlich behauptet.

"Penthesilea. Konzertantes Hörstück nach Heinrich von Kleist" Do 22.12., 19.00, Thalia in der Gaußstraße/Garage (S Altona, Bus 2), Gaußstraße 190, Karten 20,-/erm. 10,- unter T. 32 81 44 44; www-thalia-theater.de