Für die Hip-Hop-Komödie “Blutzbrüdaz“ von Regisseur Özgür Yildirim stand Sidos Leben Pate. Jetzt feiert der Film Hamburg-Premiere.

Abaton. Für Rapper gehört es fast schon zum guten Ton, einen zweifelhaften Ruf zu haben. Auch Sido macht da keine Ausnahme. Der Berliner, der zunächst nur unter einer verchromten Totenkopfmaske auftrat und sein Pseudonym aus den Worten "super intelligentes Drogenopfer" ableitet, machte sich mit einigen harten, sexuell expliziten Texten nicht nur Freunde. Der Hamburger Regisseur Özgür Yildirim hat jetzt mit "Blutzbrüdaz" eine Komödie gedreht, die sich an das Leben des Musikers anlehnt. Heute feiert der Film Hamburg-Premiere im Abaton. Der Regisseur und Produzent Fatih Akin kommen ins Kino.

Das Demo-Tape, das Otis (Sido) und Eddy (B-Tight) aufnehmen, geht durch die Decke. Da wird sogar der Manager eines großen Plattenlabels auf das rappende Duo aufmerksam und bietet ihnen einen lukrativen Vertrag an. Aber schon bald versucht er beide auseinanderzudividieren und stellt ihre Freundschaft auf eine harte Probe.

"Auch wenn du kein Rapper bist, sondern nur ein lauer Kinofetischist, bringt's dieses Teil doch viel mehr als all der andere Leinwandmist", rappt Sido auf dem Soundtrack und verteilt damit gleich einen augenzwinkernden Seitenhieb auf seinen Ex-Feind Bushido, der sein Leben ebenfalls in einen Film hatte gießen lassen. Aber anders als in "Zeiten ändern dich" geben sich die Musiker in "Blutzbrüdaz" selbstironisch.

"Sidos Texte sind amüsant und provokant. Viele Rapper machen immer das Gleiche. Er hat sich aber weiterentwickelt, kann sehr sarkastisch und ironisch sein", sagt Yildirim. Deshalb musste er nicht lange überlegen, als ihn NDR-Kulturchef Thomas Schreiber und Produzent Oliver Berben fragten, ob er einen Film über Sidos Leben drehen wollte. "Wir wollten das Thema Hip-Hop realistisch, aber auch leicht und komödiantisch erzählen. Mein Ziel war es, die niedrige Erwartungshaltung der Zuschauer zu brechen."

Dazu hat er das Drehbuch von Nicholas J. Schofield und Jan Ehlert überarbeitet. "Jetzt geht es um Freundschaft", beschreibt er die Änderungen. Danach zog er sich mit den Schauspielern in zweiwöchige Proben in ein geschlossenes Hotel mitten in einem verschneiten Wald in der Nähe von Berlin zurück. Die Atmosphäre erinnerte ihn an Stanley Kubricks Horrorfilm "Shining" mit Jack Nicholson, erzählt Yildirim, "aber wir sind nicht durchgedreht".

Sido steuerte jede Menge Anekdoten aus seinem Rapper-Leben bei. Trotzdem setzt der Film eigene Akzente. Grund dafür war die offene Arbeitsweise. "Die Schauspieler konnten zu jeder Zeit mit den Dialogen jonglieren. Dabei entsteht immer wieder etwas Schönes", sagt der Regisseur, der ein Team von Schauspielern und Nichtschauspielern unter einen Hut bringen musste. "Hip-Hopper performen vor der Kamera immer. Sie präsentieren sich da selbst als Künstler. Im Film sollen sie aber selbst schon jemand sein und einen anderen Menschen spielen." Eigentlich, so der 32-Jährige, sei Hip-Hop nicht nur Rap oder Sprache einer Subkultur, sondern "eine Lebensform".

"Blutzbrüdaz" ist der zweite große Spielfilm von Yildirim. Vor drei Jahren feierte er sein Debüt mit dem Kleinkriminellendrama "Chiko". Zurzeit schreibt er ein neues Drehbuch.

Blutzbrüdaz Di 20.12., 20.00, Abaton (Metrobus 4 + 5), Allende-Pl. 3, Karten 7,50/6,50; www.abaton.de