Chorleiter Philipp Ahmann dirigiert in der Hauptkirche St. Nikolai Weihnachtliches aus vier Jahrhunderten stimmungsvoll und angenehm kitschfrei.

Ein sanftes Summen füllt den Raum: Nach und nach schichten sich die gehaltenen Töne des Chores übereinander, vom ersten Basseinsatz über Tenor und Alt bis zum Sopran. So erwächst allmählich ein geheimnisvoller Akkord aus der Stille wie ein Klangschleier. Hinter diesem Schleier schimmert plötzlich eine bekannte Melodie durch: "Es ist ein Ros' entsprungen".

Der schwedische Komponist Jan Sandström hat die Weihnachtsweise in ein vielstimmiges Gewebe aus Summtönen eingebettet - und damit einen Chorklassiker der Gegenwart geschaffen, der die mystische Atmosphäre des Originals noch verstärkt.

Sandströms Meisterwerk bildet den Auftakt im stimmungsvollen, aber angenehm kitschfreien Weihnachtskonzert des NDR Chores. Unter Leitung seines Direktors Philipp Ahmann beleuchtet der Chor das Weihnachtsgeschehen mit Werken aus verschiedenen Epochen. Das älteste ist die sechsstimmige Motette "Tröstet, tröstet, mein Volk" aus Heinrich Schütz' "Geistlicher Chormusik" von 1648. Der Komponist vertont dort einen Jesaja-Text, der die Vision vom Ende der Welt mit der Hoffnung auf das ewige Leben verbindet. Die auf den Herrn harren, werden neue Kraft bekommen, denn er hat unsere Knechtschaft beendet und unsere Schuld vergeben - so lautet die tröstliche Botschaft des Stücks.

Der dringliche Wunsch nach einer besseren Zukunft, nach einer Befreiung aus der Gegenwart mit ihrem irdischen Leid spricht auch aus der Motette "O Heiland, reiß die Himmel auf" von Johannes Brahms. Sie knüpft an einLied aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges an. Brahms hat den flehentlichen Charakter in eine Klangsprache von düsterer Strenge gekleidet. Einen ganz anderen Ton schlägt in der zweiten Hälfte das "Magnificat" von Arvo Pärt mit seiner Schlichtheit an.

Nein, es ist kein Heile-Welt-Weihnachtskonzert, was die Hörer da erwartet. Auch wenn der NDR Chor mitunter durchaus süß und süffig singt - wie etwa bei den Weihnachtssätzen von Max Reger, die das renommierte Ensemble teilweise schon auf CD eingespielt hat. Der Komponist kleidet die Melodien von "O Jesulein süß" und "Es kommt ein Schiff geladen" in warme romantische Farben. Abgerundet wird das Konzert von Mendelssohns "Magnifcat"-Vertonung "Mein Herz erhebet Gott".

Weihnachtskonzert 22.12., 20.00, Hauptkirche St. Nikolai. Karten unter T. 0180 178 79 80 (bundesweit zum Ortstarif, max. 42 Cent pro Minute aus Mobilfunknetzen) oder unter ndrticketshop.de