Fotoausstellung zum 25. Jubiläum der Städtepartnerschaft Hamburg/Shanghai

Rathausdiele. Dreizehn wild bewegte Tage in Maos China, dem geheimnisvollen kommunistischen Riesenreich, fünf Monate vor dem Tod des kommunistischen Diktators - im April 1976 sammelt der Hamburger Journalist Martin Kummer, früher bei "Bild" und damals Reporter der "Hamburger Morgenpost", Eindrücke und Fotos, die er sein Leben lang nicht beiseitelegen kann. Gemeinsam mit seiner Frau, der ehemaligen Hamburger-Abendblatt-Journalistin Margarete Kummer, reist er 30 Jahre später erstmals wieder nach China.

Sie fotografieren 2006 die Motive von einst drei Jahrzehnte später wieder - und machen es so möglich, die Entwicklung des Riesenreichs mit eigenen Augen nachzuvollziehen. Sie stellen Ausstellungen zusammen; ihre neueste wird heute zum 25. Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Shanghai in der Rathausdiele eröffnet - Titel: "China live! Zwischen Ideologie und Harmonie". Zu einem ersten Rundgang haben sich Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und die chinesische Generalkonsulin Chen Hongmei angekündigt.

Im Jahr 1976 waren es politisch turbulente Tage, der Reporter aus Deutschland gerät fotografierend auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" im Herzen Pekings in den historischen Aufruhr der sogenannten Rechtsabweichler. Es gibt Tote, Verhaftete und Brandstiftungen. Kummer wird niedergeschlagen, als russischer Spion verdächtigt und in eine Zelle im "Tor des Himmlischen Friedens" gesteckt. Radio Peking meldet: "Die schwersten Unruhen seit Bestehen der Volksrepublik". Und: "Diese Bande verherrlichte Deng Xiaoping ..."

Am 7. April sitzt Martin Kummer in Shanghai mit 5000 Zuschauern in einer Peking-Oper, die mitten in der Vorstellung abgebrochen wird mit der Ansage: "Der Vorsitzende Mao hat seinen Parteivize und stellvertretenden Ministerpräsidenten Deng Xiaoping aller Ämter enthoben." Alle stürzen nach draußen - Militär ist aufgefahren: Maos Zentralkomitee und die Ultralinken schlagen gegen die "Rechtsabweichler" zurück.

Martin Kummer erlebt Shanghai fortan im Ausnahmezustand - Aufmärsche der Volksbefreiungsarmee, der Arbeitermilizen, Millionen Menschen mit ihren Betriebsgruppen mit roten Fahnen und Spruchbändern, Plakaten. Er fotografiert die aktuellen Ereignisse, aber auch den armseligen Alltag der Menschen im damaligen China.

2006 ist er mit seiner Frau wieder in China, die beiden fahren kurz vor den Olympischen Sommerspielen 2008 hin. Ihre direkten Fotovergleiche zwischen dem ideologisch grauen Früher und der bunten Gegenwart faszinieren auch die Chinesen: Sogar das chinesische Staatsfernsehen CCTV 4 zeigt ihre Bilder aus der Ausstellung "Maos Reich und China heute", die auf der "Cap San Diego" präsentiert wurde.

Das Reporterpaar - er ist heute 72, sie 69 Jahre alt - ist bei den Feiern zum 60. Jahrestag der Volksrepublik auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking; die beiden stellen ihre Fotos in Zoushan bei Shanghai und im International Media Center in Peking aus, sie reisen zur Expo 2010 nach Shanghai, begleiten im November dieses Jahres auch die Wirtschaftsdelegation von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) nach Peking und Shanghai.

Warum ist China bei ihnen zu einer solch großen Leidenschaft geworden? Einmal waren es die historischen Momente, die Martin Kummer 1976 miterleben konnte. "Aber wir sind auch gefesselt von Chinas faszinierender Geschichte, von den dramatischen Veränderungen dort - und von den so ganz anderen Menschen, die wir immer besser kennen- und verstehen lernen möchten. Und das Extra ist für uns: chinesisch essen in China. Schlange inklusive."

China live! Zwischen Ideologie und Harmonie Rathausdiele (U Rathaus), Rathausmarkt 1, Mo-Fr 7.00-19.00, Sa 10.00-18.00, So 10.00-17.00, Eintritt frei