Ein Kommentar von Alexander Josefowicz

... die du nicht selbst gefälscht hast. Dieser Satz gehört zwingend in jedes Seminar und jeden Kursus, der sich mit der Visualisierung von Daten auseinandersetzt. Denn mit den richtigen Tricks und Kniffen ist es ohne Weiteres möglich, aus demselben Ausgangsmaterial zwei sich widersprechende Aussagen abzuleiten.

Wie man kreativ mit Zahlen umgeht, lehren aber nicht nur Mathematiker, Euro- und Finanzkrise, sondern auch der Jahresrückblick des Internetriesen Google. "Zeitgeist" heißt die aufwendig programmierte Plattform, die angeblich die wichtigsten Suchtrends des Jahres 2011 wiedergibt.

Wohlgemerkt: Trends. Um die aus den Milliarden von Suchanfragen herauszukitzeln, wurde das Zahlenmaterial durch einen Fleischwolf aus mathematischen Funktionen gedreht, skaliert und normalisiert, bis es von einer echten Zahl so weit entfernt war, wie ein Hamburger von einer Kuh.

Für Google hat das den Vorteil, dass man auffällig unauffällig die eigenen Geschäftsbereiche noch einmal bewerben kann. Auf den ersten Plätzen stehen im internationalen Vergleich Begriffe, die eng mit dem Unternehmen verknüpft sind. Das 13-jährige Möchtegern-Popsternchen Rebecca Black, das über die Google-Tochter YouTube berühmt wurde, und das soziale Netzwerk Google+.

Das seien die "am schnellsten gewachsenen" Suchbegriffe 2011. Kein Wunder. Schließlich hatte vor März (Rebecca Black) beziehungsweise Juni (Google+) noch niemand einen Grund, nach ihnen zu suchen. Im März stellte Black ihr Musikvideo online, das sich primär wegen seiner außerordentlichen Grässlichkeit rasant verbreitete. Im Juni kündigte Google den Start seiner Facebook-Konkurrenz mit viel medialem Tamtam an.

Weit interessanter als die Pseudostatistik wären harte Zahlen gewesen. Möglicherweise hätten die der Firma aber weniger gut in den Marketing-Kram gepasst.