Auf der einen Seite gerappter Sprechgesang, auf der anderen Rocksound, der an die Hives erinnert. Kraftklub nennt seinen Stil “Randie Pop“.

Hamburg. Als die Band Kraftklub vor einem Jahr im Vorprogramm des Fettes-Brot-Konzert in der ausverkauften O2 World den Song "Ich will nicht nach Berlin" anstimmten, hatte sie 13 000 Zuhörer auf ihrer Seite, denn gerade in Hamburg werden Schmähgesänge gegen die Bundeshauptstadt immer gern gehört. Die fünf Musiker stammen aus Chemnitz in Sachsen, und in der ostdeutschen Provinz hat man durchaus auch Probleme mit der Metropole im Brandenburgischen. Anders als die patriotischen Hamburger sind die Chemnitzer zwar nicht besonders stolz auf ihren Heimatort, sie benutzen immer noch die DDR-Bezeichnung Karl-Marx-Stadt, und dissen sie als "hässlichste Stadt der Welt". Aber Heimat bleibt Heimat, und den Berlin-Hype will Kraftklub nicht unterstützen.

Das Quintett hat nicht nur Fettes Brot auf Tour begleitet, sondern auch die Beatsteaks. Das weist auf die stilistische Bandbreite von Kraftklub hin. Auf der einen Seite steht der gerappte Sprechgesang von Frontmann Felix Brummer, auf der anderen der an Bands wie die Hives erinnernde Rocksound der vier anderen. Kraftklub selbst nennt seinen Stil "Randie Pop", eine leicht ironische Kreation aus Rap und Indie. Felix Brummer war früher als Rapper unter dem Namen Bernd Bass unterwegs, der Rest der Band inklusive Felix' Bruder Till spielte unter dem Namen Neon Blocks schnellen Gitarrenrock. Über die Gründung von Kraftklub gibt es unterschiedliche Versionen: eine besagt, dass man 2009 beim Splash-Festival beschlossen habe, gemeinsame Sache zu machen, eine andere, dass man sich in einem Chemnitzer Fitness-Club getroffen habe - was den Bandnamen hinreichend erklären würde.

Die Texte von Kraftklub sind rotzig-frech, die Band aus Sachsen beschäftigt sich mit Perspektivlosigkeit, Sinnsuche und dem Nimbus des Verlierers. Über die nächste Zeit müssen sich die fünf jungen Musiker erst mal keine Gedanken machen. Ihre Fangemeinde wächst stetig, zudem wurden sie vom Universal-Label Vertigo unter Vertrag genommen. Das Debütalbum soll im kommenden Frühjahr erscheinen. Angesichts der bisherigen Live-Erfolge von Kraftklub dürfte das ein kommerzieller Selbstgänger werden.

Kraftklub Mi 21.12., 21.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten 16,10; Internet: www.kraftklub.to

(oeh)