Das A-cappella-Ensemble Latvian Voices singt am Dienstag um 20 Uhr am Mahnmal St. Nikolai Hamburg. Die Baltinnen singen mit viel Herzblut.

Michel. Beim Grazer Festival "Vokal total" haben sie im Juli den ersten Preis abgeräumt, beim King's-Singers-Meisterkurs in Lübeck waren sie kurz danach die große Überraschung. Die Latvian Voices begeistern ihre Hörer mit wunderbaren Klängen, riesigem Stimmumfang und einem originellen Repertoire. Außerdem sind sie charmant und eine echte Augenweide. Kurz gesagt: In Riga leuchten ein paar neue Sterne am A-cappella-Himmel.

Kennengelernt haben sich die sieben Baltinnen - wie könnte es anders sein - im Chor. Schließlich hat das Chorsingen in Lettland eine ganz besondere Tradition, wie die Altistin Zane Stafecka erklärt. "Alle fünf Jahre kommen die Letten zu großen Festen zusammen, bei denen 30 000 Menschen gemeinsam singen. Während der Sowjetzeit waren unsere Volkslieder unser Lebenselixier. Sie haben oft versteckte Botschaften transportiert und die Hoffnung wach gehalten."

Die meisten Mitglieder der Latvian Voices waren zu dieser Zeit, Anfang der 90er-Jahre, gerade mal ein paar Jahre alt. Doch den Herzblutcharakter der Musik haben sie bewahrt. "Singen hat eine heilende Kraft, Singen bedeutet Glauben und Hoffnung", betont Laura Jekabsone, künstlerische Leiterin der Gruppe. Diese Haltung verleiht ihren Auftritten eine besondere Aura: Hier geht es nicht bloß um schöne Stimmen.

Aber die haben sie natürlich auch. Der warme, füllige Sound des Ensembles vereint zwei verschiedene Traditionen. "Der Klang der lettischen Sprache ist mit dem der russischen verwandt", sagt Zane Stafecka. "Auf der anderen Seite ist die professionelle Musik aber im 19. Jahrhundert durch die Deutschen nach Lettland gekommen."

Diese Mischung aus östlichen und westlichen Einflüssen hat auch das Stimmideal der Gruppe entscheidend geprägt. "Aber wir versuchen, daraus etwas Eigenes zu machen", meint Laura Jekabsone. Das gelingt ihr und den Kolleginnen nicht zuletzt durch die maßgeschneiderten Arrangements. "Wir sind gezwungen, unsere eigenen Fassungen zu singen, schließlich gibt es fast keine Originalkompositionen für siebenstimmige Frauenensembles."

Dass die Gruppe aus genau sieben Sängerinnen besteht, ist einer Anfrage aus Hamburg zu verdanken, wie sich die Sopranistin Nora Vitina erinnert. "Vor zwei Jahren bekamen wir eine Einladung zum Lucia-Singen im Michel. Da müssen genau drei Frauenstimmen auf jeder Seite stehen, mit einer Königin in der Mitte." Der Auftritt im Michel war so erfolgreich, dass sie beschlossen weiterzumachen. Hamburg wurde die zweite Heimat der Latvian Voices.

Jetzt kehrt das Ensemble an die Geburtsstätte zurück und präsentiert sein Weihnachtsprogramm - unter anderem im Rahmen der großen Benefizveranstaltung des Hamburger Abendblatts unter dem Motto "Märchen im Michel", bei der die jungen Damen in weißen Gewändern mit roten Schärpen auftreten. Als lettische Lucias umrahmen sie Lesungen von Schauspielern wie Peter Striebeck oder Christian Quadflieg mit internationalen Weihnachtsliedern.

Märchen im Michel Sa 10.12., 18.00, St. Michaelis (S Stadthausbrücke), Englische Planke, Hörplätze Erw. 10,-/Kinder 5,- in den Abendblatt- Ticketshops und an der Abendkasse

Latvian Voices 11.12., 16.00 ev. Kirche Bargteheide/19.30 St.-Stephan-Kirche Wandsbek; 12.12., 19.30 Christuskirche Geesthacht; 13.12., 20.00 Mahnmal St. Nikolai Hamburg www.latvianvoices.lv