Hamburgs Noch-Opernchefin und -Generalmusikdirektorin dirigierte an der Staatsoper

Wien. Sie ist auch in Wien eine gute Bekannte: In den Herrschaftszeiten Ioan Holenders, des "ewigen" Wiener Staatsoperndirektors, hat Simone Young dort an rund 130 Abenden 25 verschiedene Werke dirigiert.

Nun plant auch das Gespann Dominique Meyer (Direktor) und Franz Welser-Möst (Generalmusikdirektor) wieder mit der Australierin: Für die nächsten Spielzeiten sind Wiederaufnahmen von Strauss- und Wagner-Opern fixiert, Ende Juni kommenden Jahres wird Simone Young vier Elektra-Aufführungen leiten.

Für die Wiederaufnahme der "Daphne"-Inszenierung von Nicolas Joel, welche in Wien 2004 ihre Premierenserie erlebte, konnte Young mit Sängern und Orchester bemerkenswerte zwei Wochen proben. Nach fünfjähriger Absenz wurde die 50-Jährige bereits im Voraus mit einigen freudigen Bravorufen bedacht - zu Recht, wie sich in den folgenden Eindreiviertelstunden herausstellen sollte. Denn Young präsentierte die "bukolische Tragödie" auf einem Niveau, die selbst die in Wien kultisch verehrte 1964er-Festwochen-"Daphne" Karl Böhms, des Widmungsträgers der Oper, vergessen ließ.

Beständig schürte Simone Young die Glut der klingenden Emotionen, um dann die Hitze, das Feuer, die quellende Energie aber mit erfahrener Übersicht und unendlich viel Feingefühl in die weit verzweigten Stimmbahnen des straussschen Partiturtextes zu lenken. Trotz aller Transparenz entbehrte das Klangbild jedoch nie jenes Schmelzes, jener Cremigkeit, jenes Prunks, der bei Strauss doch einfach sein muss.

Was natürlich auch dem Staatsopernorchester zu danken war: Die Streicher wie ein Kissen weichen Samts, die Hörner wie eine gold glänzende Bordüre drum herum, präsentierte das Orchester Strauss' Spätwerk wie einen kostbaren Juwelenschatz.

Michael Schade warb (als quirliger Leukippos) mit tenoraler Geschmeidigkeit und Glanz, Johan Botha (als Apollo) mit statischer Strahlkraft um Daphne, welche von Meagan Miller mit gleichmäßiger, geerdeter Festigkeit gegeben wurde. Am Ende gab es soliden, freundlichen Applaus für Sänger und Dirigentin.