Hamburg. Wer eine der begehrtesten Orchesterstellen der Welt aufgibt, der muss einen guten Grund haben. Karlheinz Steffens, ehedem Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker, hatte offensichtlich einen: In der Laeiszhalle leitete er, seit wenigen Jahren hauptberuflich Dirigent, die hiesigen Philharmoniker mitreißend temperamentvoll, expressiv und mit der Genauigkeit des Praktikers durch ein rein französisches Programm.

Die Streicher hauchten Gabriel Faurés Suite "Pelléas et Mélisande" mit weichem, frei fließendem, wunderbar bassgrundiertem Klang jene urfranzösische flüchtige Traurigkeit ein. Bei Ernest Chaussons tieftraurigem "Poème de l'amour et de la mer" entfalteten die Beteiligten ein Farbspektrum von murmelnd pastoral bis zur blechschimmernden Hommage an Wagner, übertönten aber gelegentlich die Mezzosopranistin. Jennifer Larmore agierte mit szenischer Intensität und zauberte ihre Piani, im Forte dagegen saßen Vibrato und Tonhöhe nicht immer unfehlbar.

Und den Schluss bildete eine dynamische, stellenweise geradezu schmissige Sinfonie von César Franck.