Der Film “Wader Wecker Vater Land“ über das Leben der bissigen Liedermacher hat heute Vorpremiere im Abaton

Abaton. Vierzig Jahre ist es jetzt her, dass John Lennon den friedensbewegten Welthit "Imagine" veröffentlichte. Und wo sind sie heute, die neuen John Lennons, Bob Dylans, Pete Seegers? Wer begehrt heute noch auf? Der Pop zitiert sich selbst, was den Klang betrifft, aber lyrisch nimmt kaum einer die Vorlagen von damals auf. Dabei gibt es genug Gründe, um auf den Barrikaden zu spielen.

Also müssen es die Alten regeln, so wie Konstantin Wecker und Hannes Wader. Die ergrauten, aber noch bissigen Liedermacherwölfe streifen immer noch durch Deutschland, zuletzt auf Tour begleitet von Regisseur Rudi Gaul und seinem Team. Das Ergebnis ist der Dokumentarfilm "Wader Wecker Vater Land", der am heutigen Freitag vor seinem Kinostart am 15. Dezember von Hannes Wader und Produzentin Isabella von Klass im Abaton vorgestellt wird.

Wader und Wecker, so zeigt es Gaul mit Rückblicken auf die langen Karrieren und Beobachtungen auf und hinter der Bühne der 2010er-Tournee, sind zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten, die aus verschiedenen Richtungen an einem Strang ziehen. Ein echtes Spannungsverhältnis.

Da ist Hannes Wader, 69, der knorrige Ostwestfale, der seit seinem Auftritt 1966 beim legendären Festival Chanson Folklore International auf der Burg Waldeck "Heute hier, morgen dort" zur Gitarre greift. Provokant-politisch, sozialkritisch, poetisch: Wader beherrschte die Spielarten, seine vor allem in den 70ern stramm sozialistischen Botschaften zu verbreiten. Munition für seine Fans wie für seine Gegner, die gern auf seine Poppenbütteler Untermieterin Gudrun Ensslin und seine frühere DKP-Mitgliedschaft hinweisen.

Und da ist Konstantin Wecker, 64, das bayerische Unterhaltungskunst-Urviech, auch abstinent vom Koks kaum zu bremsen. Links, aber frei und ebenso lange unterwegs wie Wader, dessen Lebenslinien Wecker immer wieder kreuzte. Und dabei ist weiterhin "Kein Ende in Sicht", wie das Tourmotto hieß. Die dynamischen Extreme der Persönlichkeiten und der Denkweisen haben sich über die Jahre fein abgeschliffen, und doch: "Der drückt dich gegen die Wand", so Wader über Wecker, "und ich drücke zurück."

"Wader Wecker Vater Land" Vorpremiere heute 20.00, Abaton (Metrobus 4, 5), Allende-Platz 3, T. 41 32 03 20; www.waderweckerfilm.de